Spinnt nicht!

Der letzte linke Student spinnt. Ja: der letzte linke Student spinnt wirklich ganz und gar. Warum spin­nt der letzte linke Student? Zum einen spinnt der letzte linke Student immer ein bisschen, denn Spinnerei ist unspießig. Und unspießig: ist Opposition. Und Opposition: ist quasi links. Zum andern spinnt der letzte linke Student, denn er ist voll und ganz verrückt geworden. Der letzte linke Student hat nämlich gehört, dass jetzt alles verstaatlicht werden soll. Oder jedenfalls: ziemlich viel. Aber: der Staat ist ja noch gar nicht links. Nämlich: der Staat ist immer rechts. Außer: die Revolution hat bereits stattgefunden.
Aber: die Revolution hat nicht stattgefunden. Wurden Barrikaden gebaut? Nein. Haben Polizeiwachen gebrannt? Nein. Wurden Kapitalisten aufgehängt? Nein. Heißt: keine Revolution. Das wiederum bedeutet: der Staat bleibt rechts. Dann aber: sind Enteignungen nicht möglich. Und Verstaatlichungen: sowieso nicht. Was also ist passiert? Der letzte linke Student schreibt in sein besonderes Notizbuch: »Wenn enteignet wird, ist das gut, aber jetzt ist nichts gut. Der Staat will nicht enteignen. Die Krise ist nicht Anlass genug. Der Kapitalism. bleibt weiter bestehen. Wenn der Staat aber trotzdem enteignet – müssen die Nazis wieder an der Macht sein. Die haben ja auch arisiert.« Das schreibt der letzte linke Student. Und: spinnt nicht mehr. Im Gegenteil: alles ist wieder klar und verständlich. Das freut den letzten linken Studenten. Wäre er reich: würde er eine Flasche Schampus aufmachen. So sehr freut er sich. Allerdings: er ist leider nicht reich. Daher gönnt er sich nur einen kleinen Schluck Wein. Und auch wir sollten uns bescheiden und das Gevöllere und das Geprasse auf den Tag nach der Revolution verschieben!