Ein Palast für den DJ

Noch am Montag gab Präsident Marc Ravalomanana sich kämpferisch. »Ich wer­de mit euch sterben, wenn es sein muss«, soll er nach Angaben seines Sprechers den ihm treu gebliebenen Soldaten gesagt haben. Doch deren Zahl wurde immer geringer, am Dienstag gab Ravalomanana auf. Er trat zurück und übergab die Macht an das Militär.
Seit Ende Januar beanspruchten zwei Männer das Präsidentenamt, in der vergangenen Woche spaltete sich auch die Armee. Generalstabs­chef Edmond Rasolofomahandry hatte mit einem Putsch gedroht, falls die Unruhen anhalten sollten. Aufständische Soldaten zwangen ihn daraufhin zum Rücktritt, am Montag stürmten sie den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Antananarivo, doch Ravalomanana hatte sich in einem anderen Palast verschanzt. Sein Herausforderer Andry Rajoelina kann nun wohl in den Palast einziehen. Bereits Ende Januar ernannte er sich zum Präsidenten, er warf Ravalomanana Korruption und Machtmissbrauch vor. Ravalomanana enthob Rajoelina seines Amtes als Bürgermeister von Antananarivo. Der Konflikt eskalierte, nachdem Sicherheitskräfte Anfang Februar mindestens 25 Demons­tranten getötet hatten. Bei den Unruhen starben seitdem mehr als 140 Menschen. Alle Vermittlungsversuche blieben erfolglos, vom Rat der christlichen Kirchen und der UN geplante Friedensgespräche mussten in der vergangenen Woche abgesagt werden.
70 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Rajoelina ist es offenbar gelungen, die Unzufriedenheit mit den sozialen Verhältnissen und Ravalomanana zu nutzen, der unter anderem einen Lebensmittelkonzern besitzt. Der ehemalige DJ Rajoelina verfügt über Finanzmittel, die er sich schwerlich zusammengespart haben kann. Viele Madegassen vermuten, dass er reiche Hintermänner hat. Die Macht üben derzeit die aufständischen Soldaten aus, es wird erwartet, dass sie Rajoelina zum Präsidenten ernennen.   lt