Menschlich

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Mindestens 27 Bücher hat Bernhard Grzimek geschrieben, dazu eine Enzyklopädie heraus­gegeben – 13 fette Bände plus Sonderbände. Es gibt jedoch nur eine Biografie über ihn. Und die ist erst jetzt erschienen, anlässlich Grzimeks 100. Geburtstag, den er freilich nicht mehr erlebt hat, weil er bereits 1987 verstorben ist. Claudia Sewig, Redakteurin beim Hamburger Abendblatt, ist es zu verdanken, dass man nun den vielen nur als der drollige Tieronkel aus dem Fernsehen bekannten Zoologen endlich näher kennen lernen kann. Die Autorin hatte die besten Voraussetzungen, Grzimeks Biografin zu werden: ein eigenes Interesse an der Tierwelt und Respekt vor dem Objekt ihrer Forschung. Dabei war sie jedoch kein Grzimek-Fan, und darum ist ein zwar respektvolles, aber dennoch kritisches Buch entstanden. Nicht nur das liebevolle und rationale Verhältnis Grzimeks zu den Tieren, sondern auch die Rollen, die die verschiedenen Frauen an seiner Seite in seinem Leben und für die Karriere spielten, schildert sie sachlich und unverblümt, ebenso die Zeit des Nationalsozialismus.
64 Fotos vervollständigen das Buch, für das die Autorin über 100 Zeitzeugen befragt und fünf Jahre lang recherchiert hat. Sewig zeigt uns einen merkwürdigen, aber charmanten Freak zwischen Genie und Wahnsinn, lausbübisch und professionell, schlitzohrig und naiv, besessen und pragmatisch, und vor allem natürlich – der einfallslose Titel ist das einzig Ärgerliche an diesem Buch – einen »Mann, der die Tiere liebte«.

Claudia Sewig: Bernhard Grzimek – Der Mann, der die Tiere liebte, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2009, 447 Seiten, 24,95 Euro