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Die Syrer waren’s – das galt bisher als ausgemachte Sache. Schließlich war Rafik Hariri 2004 aus Protest gegen die syrische Einflussnahme auf die libanesische Politik als Ministerpräsident zurückgetreten, wenige Monate später, im Februar 2005, kam er bei einem Bombenattentat ums Leben. Auch die Berichte der Untersuchungskommission der UN deuteten bislang auf Syrien als Auftraggeber des Anschlags hin, obwohl das Land dies stets bestritt. Doch ein Bericht des Spiegel entlastet nun den bisheri­gen Hauptverdächtigen. Dem Magazin zufolge war eine Sondereinheit der Hizbollah an dem Attentat beteiligt, dies gehe aus Dokumenten des UN-Sondertribunals hervor. So verständigten sich die mutmaßlichen Attentäter vor und nach dem Anschlag mit acht Mobiltelefonen, die Geräte waren in Tripolis gekauft und etwa sechs Wochen vor der Tat erstmals eingeschaltet worden. Dies war zwar schon seit 2006 bekannt. Nun ist es den Ermittlern aber anscheinend gelungen, die Nummern zurückzuverfolgen: Die Benutzer der Handys gehören demzufolge dem militärischen Arm der Hizbollah an. Wie der Spiegel weiter berichtet, sei auch der Fahrer des Kleinlastwagens, auf dem der Sprengstoff transportiert wurde, als Mitglied der Hizbollah identifiziert worden.
Die islamistische Organisation bestreitet die Berichte, ihr Fernsehsender al-Manar verurteilte sie als »Erfindung«. Der schiitische Parlamentspräsident Nabih Berri sagte, die Vorwürfe seien »made in Israel«. Diese kommen so kurz vor den Parlamentswahlen Anfang Juni ungelegen für die Hizbollah, sie hält derzeit 14 der 128 Parlamentsmandate und will die Zahl ihrer Sitze deutlich erhöhen. Auch andere fürchten die Auswirkungen der neuen Erkenntnise. Dem Sondertribunal lägen diese seit einem Monat vor, aus Furcht, dass ihre Bekanntgabe sechs Wochen vor den Parlamentswahlen die Lage im Libanon anheizen könne, halte es sie zurück, schreibt der Spiegel. Sogar der ehemals mit Hariri verbündete Drusenführer Walid Jumblatt warnt, der Bericht könne im Libanon eine Spaltung verursachen so wie einst im April 1975. Damals habe ein Angriff auf Palästinenser in Beirut den Bürgerkrieg ausgelöst.