Berlin human

Der Berliner lässt sich die Stunden, die er bei Sonnenschein grillend im Park verbringt, nur ungern vermiesen. Nach zahlreichen Beschwerden wurden deshalb in der vergangenen Woche etwa 40 Roma von der Polizei des Görlitzer Parks in Kreuzberg verwiesen, wo sie etwa zwei Wochen lang kampiert hatten. Eine vor­über­gehende Unterkunft erhielten die Familien, die aus Rumänien nach Berlin kamen, im »New Yorck«, dem besetzten Flügel des ehemaligen Krankenhauses Bethanien. Dort halten sich die Roma mittlerweile in Räumen auf, die ab Juni als Kindertagesstätte genutzt werden sollen. Das veranlasste die Junge Freiheit zu der Schlagzeile: »Zigeuner besetzen Kita in Berlin!« Die Gesellschaft für Stadtentwicklung, die das Bethanien verwaltet, droht den Familien mit einer Räumungsklage. Auch der Berliner Senat will ihren Aufenthalt in dem Gebäude schnell beenden.
Die Roma fordern ihrerseits eine feste Bleibe, medizinische Versorgung und den Zugang zur Schule für ihre Kinder. Um dem Nachdruck zu verleihen, besuchten sie mit etlichen Hausbesetzern aus dem »New Yorck« eine Vernissage, auf der die Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) anwesend war, worüber auch die Postille BZ berichtete: »Rumänen-Bettler bedrängen die Sozialsenatorin!« Nun möchte der Senat die Roma in Notunterkünften und Obdachlosenheimen unterbringen, wie Gespräche Anfang dieser Woche ergaben. Diese Entscheidung sei »vor allem im Hinblick auf die Kinder getroffen« worden, ließ der Bezirksbürgermeister Frank Schulz (Grüne) verlauten. Es handele sich aber keinesfalls um eine Verpflichtung, sondern um einen humanitären Akt. Das ist großzügig. Der Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linkspartei) hatte den Roma nämlich nahegelegt, »die Heimreise anzutreten«.   mst