Socken im BH

Zuschauerrekord, haushoher Sieg und extrem schlechte Laune – so lässt sich die Stimmung in Norwegen nach dem Gewinn des Eurovision Song Contest am vorletzten Wochenende wohl am besten zusammenfassen. Aber der Reihe nach: 2,3 Millionen Menschen – die Hälfte aller Einwohner des Landes – hatten den übertragenden Sender NRK eingeschaltet, um der norwegischen Hoffnung Alexander Rybak und seinen internationalen Konkurrenten beim Singen zuzuschauen. Dass Rybak einen ungefährdeten Sieg davontragen würde, war schnell klar – und trotzdem war die Stimmung bei den Zuschauern noch Tage nach Rybaks sogar per Liveticker übertragener Landung auf dem Osloer Flug­hafen richtig mies.
Der Grund für das kollektive Übelnehmen heißt Synnøve Svabø und hatte das Spektakel für NRK aus Moskau übertragen. Wobei übertragen ein irreführender Ausdruck ist, korrekt müsste es nach Meinung der Zuschauer wohl eher heißen: Synnøve Svabø laberte Scheiß daher.
Hauptsächlich über sich selbst. So wurde das Publikum darüber informiert, dass sie gerade auf der Toilette gewesen sei und was sie dort gemacht habe und dass sie sich Tennissocken in den BH gesteckt habe, um einen größeren Busen vorzutäuschen. Während der Punkteverkündung der ARD-Jury wurde die norwegische TV-Nation von Svabø mit dem deutschen Satz »Helga, wollen wir bumsen?« unterhalten, und die hatte noch während der Sendung von diesen und ähnlichen Einlagen genug. Als Rybak endgültig gewonnen hatte, existierten bereits 31 Anti-Svabø-Facebook-Gruppen. Die Kommen­tatorin entschuldigte sich später mit übergroßem Stress. Dass sie viele Norweger zum Äußersten, nämlich zum Umschalten, sprich dazu, den großen Sieg Norwegens im schwedischen Fernsehen verfolgen zu müssen, gezwungen habe, tue ihr wirklich leid.