2. und 17. Juni

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Wer legte am Jahrestag einen Kranz nieder? Die Bewegung 2. Juni? Jein. Nur wenn man die »Vereinigung 17. Juni« als die neue Bewegung 2. Juni bezeichnen möchte. Sie jedenfalls legte an diesem 2. Juni Gestecke am Denkmal für den 1967 vom Westberliner Polizisten und Stasi-Agenten Karl-Heinz Kurras erschossenen Benno Ohnesorg in Berlin ab. Vorsitzender jenes dubiosen Vereins, der sich nun Ohnesorg als Stasi-Opfer posthum einzuverleiben versucht und von dem wir auch am bevorstehenden 17. Juni bei den Gedenkveranstaltungen wieder viel hören werden, ist Carl-Wolfgang Holzapfel. Er war es auch, der nach dem Bekanntwerden von Kurras’ Stasi-Tätigkeiten die Anzeige wegen Mordes stellte.
Nachdem nun alle Welt weiß, wer dieser Kurras ist und war, darf die Frage erlaubt sein: Wer ist eigentlich dieser Holzapfel? Man kann ihn, als Mitglied des extrem rechten Witikobundes und Autor der Jungen Freiheit und als ehemaligen Politiker der Republikaner, wie auch seinen Verein, als dessen Beirat nach wie vor der im Februar verstorbene Rechtsextremist Emil Schlee geführt wird, als am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums ansässig bezeichnen. Es sind also unter anderem extreme Rechte, die den Tod des linken Studenten Benno Ohnesorgs nun für sich zu funktionalisieren versuchen. Wie viele Treppenwitze verträgt die Geschichte eigentlich noch?
Am Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR war Holzapfel übrigens nicht beteiligt. Wie auch, als Neunjähriger?! Er war genaugenommen nie DDR-Bürger. Lediglich 13 Monate verbrachte er in Ostdeutschland, die allerdings tatsächlich als Stasi-Opfer im DDR-Gefängnis, weil er 1965 am Grenzübergang Berlin-Friedrichstraße »für die Freilassung politischer Gefangener in der DDR« demonstriert hatte. So wurde er selbst zu einem. Zu acht Jahren Haft wurde er verurteilt, von der BRD jedoch vorzeitig freigekauft.