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Sexuelle Gewalt ist in Südafrika weit verbreitet, doch die nun bekannt gewordenen Ausmaße haben die Öffentlichkeit schockiert. Den in der vergangenen Woche veröffentlichten Ergebnissen einer Studie des Medical Research Council (MRC) zufolge gaben 27,6 Prozent der Befragten an, mindestens einmal eine Frau oder einen Mann vergewaltigt zu haben. Von den 1 738 befragten Männern aus ländlicher wie urbaner Umgebung ist folglich jeder vierte ein Vergewaltiger, jeder achte ist ein Mehrfachtäter. Vergewaltigungen tragen auch erheblich zur Verbreitung von Aids bei, so gab jeder fünfte Vergewaltiger an, HIV-positiv zu sein. Die Professorin Rachel Jewkes, eine Forscherin des MRC, sieht die Ursachen in der »gestörten Vergangenheit und der Art und Weise, wie südafrikanische Männer über die Jahrhunderte zu einer Männ­lichkeit sozialisiert wurden und werden, die auf dem Ideal von Dominanz, Macht, Stärke und Kontrolle über Frauen basiert«. Mbuyiselo Botha vom South African Men’s Forum, einer NGO, die sich für Frauenrechte einsetzt, hält das Problem nicht für »kulturell per se«, es sei weltweit vorhanden, denn Herrschaft über Frauen ist überall verbreitet und allgegenwärtig. Allerdings schei­ne die Vergewaltigungsrate »eine der höchsten in der Welt« zu sein. Rachel Jewkes zufolge ist es höchste Zeit, die soziale Haltung zu verändern, die »eine Norm geschaffen hat, die es gewissermaßen akzeptabel macht, Frauen zum Sex zu zwingen«. Die Regierung Südafrikas blieb bislang untätig, doch selbst wenn die Bemühungen verstärkt werden, wäre die gesellschaftliche Veränderung ein langwieriger Prozess.
Eine Südafrikanerin propagiert eine andere Sofortmaßnahme. Sonnett Ehlers entwickelte Rape-aXe, eine Art Kondom gegen Vergewaltigungen. Dieses wird wie ein Tampon eingeführt, im Fal­le einer Vergewaltigung bohren sich kleine Widerhaken in den Penis. Da die Haken nicht nur starke Schmerzen verursachen, son­dern auch nur operativ entfernt werden können, steigt auch die Chance, den Täter zu identifizieren. Dieses Femidom müsste auch schon von sehr jungen Mädchen getragen werden, denn drei von vier der Befragten gaben an, während ihrer Teenagerzeit mit den ersten gewalttätigen sexuellen Übergriffen begonnen zu haben.