Der Joker der Demokraten

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Dass ein Schauspieler Politiker werden kann, bewiesen bereits Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger. Nun kommt die Stunde des Komödianten. Al Franken nimmt seinen Platz im Senat ein. Gewählt wurde der Demokrat in Minnesota bereits im vergangenen Jahr, allerdings nur mit 312 Stimmen Vorsprung. Sein republikanischer Konkurrent klagte, Ende Juni bestätigte ein Gericht Frankens Wahlsieg, am Montag wurde sein Namensschild im Senat angebracht. Unter den zumeist ergrauten Politprofis dürfte der ehemalige Fernsehunterhalter für Auflockerung sorgen. Doch besonders herzlich wird der 58jährige von den Demokraten nicht nur wegen seiner Qualitäten als Entertainer begrüßt. Mit seinem Amtsantritt als 60. Senator verhilft er den Demokraten zur »Supermehrheit«. Bislang konnten die Republikaner filibustern, mit endlosen Redebeiträgen die Debatten unbegrenzt in die Länge ziehen und Gesetze blockieren. Mit 60 von 100 Stimmen lässt sich diese Taktik unterbinden.
Die »Ära der Ausreden« sei nun vorbei, meint der republikanische Senator John Cornyn aus Texas. Künftig könne man die Republikaner für nichts mehr verantwortlich machen. Cornyn begrüßte Franken »unvoreingenommen« als »Kollegen«, obwohl Franken für die US-amerikanische Rechte eine nicht unbedeutende Rolle als Feindbild spielt. Der für seine Respektlosigkeit bekannte Linksliberale wird seine Comedy-Sendung »Saturday Night Life« jedoch nicht im Senat als Reality-TV fortsetzen, in seinen ersten Stellungnahmen vermied er sorgsam jeden Kalauer. Barack Obama ist nun der erste Präsident seit Jimmy Carter, der mit einer »Supermehrheit« regieren kann. Allerdings nur, wenn alle Demokraten ihn unterstützen, was keineswegs immer der Fall ist. Der Demokrat Harry Reid bot den Republikanern daher bereits großmütig an, ihnen auch künftig »einen Platz am Verhandlungstisch« freizuhalten.