An das »Dreams Come True Girl«

Auf dem Cover der Promo-CD, die man als Musik­journalist zugeschickt bekommen hat: ein dunkelhaariger Mann mit langen Wimpern und Cow­boyhut. Er lächelt selig und sieht ein bisschen so aus wie ein frisch verliebter Jim Carrey. Der Mann heißt Cass McCombs, kam 1977 in Kalifornien zur Welt und pendelt seit bald zehn Jahren zwischen New York, Chicago und L.A.
Gerade ist sein viertes Album erschienen. Er hat es »Catacombs« genannt. Und weil er so nett ausschaut und die Musik ganz zauberhaft ist, wäre man vielleicht gern dieses Mädchen aus dem ersten Song, das nicht minder zauberhaft sein kann, schließlich ist es das »Dreams Come True Girl« des Erzählers. Falls es das Mäd­chen überhaupt gibt, denn McCombs liebt die Fiktion. Er sagt: »Mit meinen Songs möchte ich mich selbst verschleiern, auslöschen.«
Soll er ruhig, solange er in unprätentiöse Sehn­sucht (wenn es so etwas gibt) gehüllte Songs spielt. Ruhige, schwebende Songs, auf die er, ge­nau wie auf seine zurückhaltende Stimme, ein wenig Hall gelegt hat, wodurch ihre Zärtlichkeit etwas unbehaust, leicht anämisch wirkt und die sparsam instrumentierten Songs mit der (Steel-)Gitarre im Zentrum eine schlanke New-Wave-Note bekommen, obwohl man sie eigentlich dem Genre (Neo-)Folk zurechnen sollte. Oder doch nicht? Auch in diesem Punkt erweist sich der Landstraßenfan McCombs als jemand, der sich nicht festlegen mag. Schade, das auf der offiziellen CD das Foto, das McCombs zeigt, einer abstrakten Höhlenzeichnung gewichen ist.

Cass McCombs: Catacombs (Domino/Indigo)