Die Präsidentin und der Warlord

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Zu den ersten Maßnahmen der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf gehörte im Jahr 2006 die Gründung der Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC). Die Kommission sollte den Bürgerkrieg aufarbeiten, der von 1989 bis 2003 dauerte. Im Abschlussbericht, der in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, taucht nun auch Sirleaf selbst auf. Sie zählt zwar nicht zu den acht Warlords, gegen die prozessiert werden soll, aber zu den 50 »politischen Führern und Finanziers verschiedener Kriegsfraktionen«, die 30 Jahre lang keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden sollen. Doch Johnson-Sirleaf gehört zu den wenigen liberianischen Politikern, die nie eine Uniform trugen oder eine Miliz führten. Sie war unter anderem für die Weltbank und verschiedene Entwicklungsorganisationen tätig. Bei den Wahlen im Jahr 2005 zogen die Liberianer die Wirtschaftsexpertin dem Fußballer George Weah vor.
Als Gegnerin des damaligen Diktators Samuel Doe hatte Sirleaf anfangs den Warlord Charles Taylor unterstützt. Später distanzierte sie sich jedoch von ihm und kandidierte bei den Präsidentschaftswahlen 1997 erfolglos gegen ihn. Die Wahrheitskommission wirft Sirleaf die Zusammenarbeit mit ehemaligen Warlords vor. Allerdings waren fast alle einflussreichen Liberianer mit einer der Bürgerkriegsfraktionen assoziiert. Auch Mitglieder der Wahrheitskommission dürften betroffen sein, wie die Friedensgruppe Coalition for Peace and Tranquility feststellte. »Wir machten einen ehrlichen Job und wir glauben, das ist das Beste für Liberia«, sagte Jerome Verdier, der Vorsitzende der TRC. Das sehen viele Liberianer anders, sie fordern eine Rücknahme des Berichtes. Wenn der Bericht vom Parlament, in dem die Gegner Sirleafs die Mehrheit haben, angenommen wird, könnte dies die politische Karriere der ersten Frau beenden, die durch eine Wahl Regierungschefin eines afrikanischen Staates wurde.