Mügeln sagt nein

Die Einwohner des sächsischen Orts Mügeln sind bislang eher unangenehm aufgefallen. Im Sommer 2007 machten etwa 50 von ihnen Jagd auf acht Inder, während viele andere zusahen. Erst im März griffen zwei Mügelner erneut die Pizzeria an, in die sich die Gejagten damals geflüchtet hatten, und brachen dem indischen Inhaber die Nase. Doch in der Kleinstadt gibt es auch noch den Verein »Vive Le Courage«. Dieser wollte eigentlich Ende August in einem Park ein antirassistisches Fußballturnier und Konzert veranstalten. Das passt dem Mügelner Stadtrat und Bürgermeister Gotthard Deuse jedoch nicht. »Der Stadtrat empfiehlt, den Park Schweta grundsätzlich nicht für politische Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen«, ließ Deuse kürzlich den Verein in einem Schreiben wissen. Das Antirassismus-Konzert sei ein »politisches Konzert« und werde deshalb nicht genehmigt, auch »in Anbetracht der Auseinandersetzungen verschiedener politischer Gruppierungen und den damit verbundenen Sachbeschädigungen«.
»Linke und antirassistische Aufkleber«, die in Mügeln zu sehen seien, würden zu einem »linken Problem hochgespielt«, schrieben Mitglieder von Vive Le Courage in einer Antwort an Deuse. »Tätliche Angriffe, Beschimpfungen, Sieg-Heil-Rufe beim diesjährigen Parkfest in Schweta, rassistische Sprühereien und Aufkleber, rechtsextremistisch motivierte Sachbeschädigungen« würden hingegen von der Stadtverwaltung ignoriert. Nun will der Verein ein Konzert auf dem Mügelner Marktplatz beantragen. Die Aussichten auf eine Genehmigung seien aber schlecht, sagte ein Vereinsmitglied der Jungle World. Folgt man dem fragwürdigen Denken Deuses, ist die Absage an die Veranstalter ja auch schlüssig. »Hier gibt es keine Rechtsextremen«, sagte er nach dem Pogrom 2007. Und wo es keine Nazis gibt, braucht man auch kein Konzert gegen Rassismus.   mst