Platte Buch

Der F-Sound

Die Jörg-Fauser-Renaissance in den vergangenen Jahren, mitausgelöst von Fans wie Maxim Biller und Benjamin von Stuckrad-Barre, erreicht ihren Höhepunkt. Mit »Der Strand der Städte«, einem ziegeldicken Band, der die gesammelten journalistischen Arbeiten 1959–1987 aufbietet, findet die Edition des Alexander-Verlages ihren krönenden Abschluss.
Wer begeisterter Leser von Fauser-Klassikern wie »Rohstoff« oder »Der Schneemann« ist – und wer ist das nicht? –, der versteht nach dem Durchwühlen dieses Wälzers viel besser, wie es überhaupt zu dem typischen Fauser-Sound gekommen ist. Fauser verzahnte in seinen Romanen Hardboiled und Pulp und beschrieb eine Bundesrepublik der Siebziger-Tristesse, die man nur als Junkie oder an der Pilsbar überleben konnte. Seine Begeisterung galt schon immer anderen Junkies und Suffköpfen. Hans Fallada sticht Thomas Mann aus, und Fausers Säulenheilige waren die kaputten Amerikaner, Charles Bukowski und William S. Burroughs, die Beatniks und natürlich Raymond Chandler und Dashiell Hammett. Das ist alles längst so bekannt, wie Fauser längst einigermaßen bekannt ist, viele Jahre nach seinem Tod.
Aber mit welchem Eifer er sich für seine Helden einsetzte und gleichzeitig die Günter-Grass-Verhältnisse in Deutschland anging, das liest sich besonders gut in diesen Aufsätzen, Essays und Radiobeiträgen, die für längst vergessene Undergroundpostillen genauso verfasst wurden wie für den Playboy.

Jörg Fauser: Der Strand der Städte. Alexander, Berlin 2009, 1 600 Seiten, 49,90 Euro