Rot-grüner Protest

Das Wetter könnte besser sein, es nieselt. Aber immerhin gibt es Tee aus großen Thermoskannen, genügend Wasser und provisorisch eine Malerplane als Regendach. Unter dem Regenschutz haben sich vor dem Brandenburger Tor ungefähr 40 Exiliraner zusammengefunden, um mit einem zwei Tage dauernden Hungerstreik Freiheit für die politischen Gefangenen in der »Islamischen Republik« zu fordern. Auffällig ist an diesem Freitag, dass die meisten Transparente auf das Jahr 1988 hinweisen. Zu dieser Zeit war der nun als »Reformer« gelobte Mir Hussein Mousavi Präsident und ging mit harter Hand gegen Gewerkschaften und linke Gruppen vor. Da sich an diesem Tag überwiegend linke Exiliraner versammelt haben, ist kein Grün zu sehen. Stattdessen überwiegt die Farbe Rot. »Dass die Westpresse Mousavi so in den Himmel lobt, kann einfach nicht sein. Er ist einer der Hauptverantwortlichen für Hinrichtungen und Unterdrückung in den Achtzigern«, sagt Zaman Masudi, Sprecherin der Partei »Die Linke« für Hamburg. Es sind Berichte von ehemaligen Gefangenen und Musikeinlagen zu hören, und es werden Parolen gerufen: »Internationale Solidarität« und »Freiheit für alle politische Gefangenen«.
Einen Tag später ist es bei den Hungerstreikenden ruhig geworden. Das provisorische Regendach vom Vortag ist einem stabilen roten Pavillon gewichen. Doch sorgen die hinzugekommenen knapp 150 Demonstranten, die Richtung Brandenburger Tor ziehen, für mehr Stimmung. Nun übertüncht Grün das Rot. »Wichtig ist doch, dass wir alle für die Meinungsfreiheit und die Freilassung der Gefangenen sind. Da muss man an einem Strang ziehen«, sagt einer der Hungernden mit rotem Banner und erzählt von seinem Sodbrennen. Er freut sich, abends wieder essen zu können. »Ohne Hungerstreik hätte sich doch niemand für unser Anliegen interessiert«, sagt er noch und geht weiter, um Flyer zu verteilen.   et