Alles deutsch

Auswanderungswillige Deutsche während ihres Aufbruchs und dann anschließend beim Neuanfang in irgendeinem Ausland mit der Kamera zu dokumentieren, gehört gerade zu den ganz großen Hits des Programms. Wobei das mit dem Neuanfang nicht so ganz stimmt, weil der von Hobbit Bilbo einst ausgedachte Memoiren-Titel »Hin und wieder zurück« die Sachlage in vielen Fällen eher trifft.
Und das kommt so: Irgendwie sei Deutschland doof, findet Familie X. Und erinnert sich daran, wie schön es letztens im Urlaub in Spanien, der Türkei oder Italien gewesen ist, weswegen man umgehend seine Sachen packt und dorthin zieht. Richtig gehört. Mit so Kleinigkeiten wie dem Erlernen der Sprache, dem Einholen von Informationen oder der Erforschung der Gesetze des Zielorts gibt man sich nämlich in aller Regel gar nicht ab. Und so kommt es, wie es kommen muss: Die schwäbische Bäckersfamilie stellt z.B. nach wenigen Tagen fest, dass der deutsche Berufsabschluss nicht anerkannt wird und es deswegen nix wird mit dem Traum vom Brotbacken in der Türkei. Macht aber nix, »in Kanada werden Handwerker gesucht«, stellt Muttern fest, und kurz entschlossen macht man sich dann halt auf nach Übersee. Echt wahr.
Andere müssen dagegen erkennen, dass Arbeit überall irgendwie scheiße ist. Oder dass es bei einem medizinischen Notfall nicht förderlich ist, wenn man sich nicht verständigen kann. Oder, große Überraschung, dass man auch in anderen Ländern Steuern zahlen muss. Das ist doof, jedenfalls für die Auswanderer. Für die Fernsehsender dagegen definitiv nicht, denn die können dann gleich die Fortsetzung drehen: Wie Familie X, nur wenige Wochen nach ihrem triumphalen Auszug, wieder nach Hause zurückfuhr. Ziemlich kleinlaut, natürlich. Aber was soll’s. In Kanada werden ja bekanntlich Handwerker gesucht.