Der Visionär

George Russell. Der Pianist und Komponist blieb immer ein Außenseiter des Jazz. Sein Name war nicht so geläufig wie der anderer Größen dieser Musik, er blieb eher der Intellektuelle, der im Hintergrund schal­tete und waltete. Schon 1953 schrieb er ein Theoriebuch, in dem es um Einflüsse von Kirchenmusik auf den Jazz ging. Seine Beschäftigung mit Kompositionstechniken machte ihn letztlich auch berühmter als sein Spiel auf dem Piano. Seine Arrangements für Dizzy Gillespie oder eigene Formationen waren hochkomplex, bereits in den Fünfzigern hatte er einen Ruf als großer Avantgardist. Seine musiktheoretischen Gedanken gelten als Grundlage für die Entwicklung des Jazz hin zum modalen Prinzip, mit dem Musiker wie John Coltrane oder Miles Davis den Jazz revolutionierten. In den Sechzigern begann er mit Lehrtätigkeiten als Dozent, nahm nebenbei aber immer weiter Platten auf. Vorige Woche ist George Russell an den Folgen einer Alzheimer-Erkrankung in Boston verstorben.   aha