Sportelt!

Der letzte linke Student ist angetan. Angetan ist er: von sich selbst. Denn: der letzte linke Student hat den Sport entdeckt. Nun muss man wissen: Sport ist nichts für Linke. Zwar: war der Sport früher links. Früher: als Brecht noch lebte. Oder Fleißer. Aber: Heute ist der Sport nicht mehr links. Das wissen wir nicht erst seit Elfriede Jelinek. Nein: wir wissen das bereits seit 1954. Denn: 1954 hat der Sport den Nationalismus geschaffen. In: Bern. Zwar: liegt Bern in der Schweiz. Der Nationalismus aber: der war deutsch. Heißt: 1954 wurden in Bern die Weichen nach Stalingrad gestellt. Seit 1954: muss man als Kommunist wieder fürchten, nachts verhaftet zu werden. Seit 1954: marschieren wieder deutsche Truppen. Von 1954 zum Krieg: war’s nur ein Schritt.
Aus diesem Grund hasst der letzte linke Student den Sport. Sport ist Mord: wusste schon Shukow. Und Krieg ist auch Mord. Q.e.d. Und daher: steht im besonderen Notizbuch: »Wer sportelt, der wird auch schießen. Die Nazis haben uns den freien Sport genommen. Als Sport noch links war, war er friedlich. Jetzt ist er aggressiv.« So steht es im besonderen Notizbuch. Und ist wie immer korrekt. Doch: die Dialektik erlaubt uns, die Dinge anders zu sehen. In diesem Fall: sieht der letzte linke Student die Dinge anders. Er sieht: Sport macht Spaß. Sport: mit anderen. Mit anderen Männern natürlich. Da: kann man sich austoben. Das ist: fast wie früher. Das aber bedeutet: im privaten Kreis kann Sport doch noch links sein. Und ist: eben nicht rechts. Also: nicht dort. Sondern nur: allgemein. Das erfreut den letzten linken Studenten. Und erfrischen: erfrischen tut’s ihn auch. Am Geist. Und auch: am Körper. Und auch wir sollten die Vorurteile beiseite lassen und endlich mal vernünftig rackern!