Über die Zukunft von Oskar Lafontaine

Das war das erste Kapitel

Über den »Rückzug« Oskar Lafontaines in der Linksfraktion wird wild spekuliert, dabei ist einfach die erste Etappe absolviert. Zeit für ein Päuschen.
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Hat das »Ende der Ära Lafontaine« begonnen, wie der Spiegel schreibt? Nachdem Oskar Lafontaine darauf verzichtet hat, neben Gregor Gysi Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Linken zu werden, wird über die Hintergründe spekuliert. Dabei war von vorneherein klar: Noch einmal beide Spitzenjobs gleichzeitig – Fraktions- und Parteivorsitzender –, das würde die Partei ihm nicht durchgehen lassen. Er hat sich also vor allem für etwas entschieden, nämlich die Parteispitze. Dass er sich hingegen für die Arbeit im Saarland entschieden hätte, wo er Fraktionsvorsitzender im Landtag geworden ist, dass er sich auf sein dortiges Mandat konzentrieren wolle, das hingegen kann kaum der Grund sein, denn Landtagsabgeordneter im Saarland zu sein, ist alles andere als ein Fulltimejob. Gerade mal 14 Sitzungstage hat das Parlament pro Jahr. Inklusive Haushaltswoche. Drum hat Lafontaine sein zweites Abgeordnetenmandat, jenes im Bundestag, ja auch behalten.
Fakt ist, dass Lafontaine in der Bundestagsfraktion künftig weniger Einfluss hat, zumal auch sein wichtigster Kompagnon, Ulrich Maurer, künftig zwar noch stellvertretender Fraktionsvorsitzender, aber nicht mehr Parlamentarischer Geschäftsführer ist. Auch hat der Flügel aus Realos und emanzipatorischen Linken eine Mehrheit in der Fraktion und mit Katja Kipping, Caren Lay, Stefan Liebich, Halina Wawzyniak, Jan Korte, Petra Pau, Petra Sitte, Thomas Nord und Dietmar Bartsch Personal mit einigem parteipolitischem Gewicht und parteipolitischer Perspektive in ihren Reihen. Vielleicht war Lafontai­ne diese Konstellation auch einfach zu anstrengend.
Nun stellt sich die Frage, wer den leeren Platz neben Gysi als zweite Fraktionsvorsitzende einnehmen wird. Es scheint ausgemacht, dass es sich um eine Frau handeln soll. Eine aus dem Westen, hat Lafontaine vorgeschlagen. Doch da sind wenige mit Profil und noch weniger, die für die Realos tragbar wären.
Ob es hingegen wirklich wieder eine Doppelspitze beim Parteivorsitz geben wird, ist längst noch nicht ausgemacht. Sollte im Frühling wirklich jemand anderes als Lafontaine alleiniger Parteivorsitzender sein, dann wäre tatsächlich das Ende der Ära Lafontaine da. Für die Linkspartei hat er bereits seinen Zweck erfüllt, nämlich sie im Westen zu verankern. Und auch Lafontaine hat ein Ziel längst erreicht: »Die Linke« ist schon jetzt mehr eine Lafontaine- als eine Gysi-Partei. Kapitel eins der Geschichte zwischen Lafontaine und Linkspartei ist abgeschlossen. Dass es das letzte Kapitel war, ist aber unwahrscheinlich.

Geändert: 28. Oktober 2009