Be Bowie!

Natürlich ist es ungefähr so peinlich und sinnlos wie Luftgitarrespielen: Sleevefacing. Im Prinzip funktioniert es so, dass man sich ein LP-Cover mit einem Starporträt vors Gesicht hält, die passende Pose einnimmt und sich so fotografieren lässt. Wenn alles gut geht, sitzt auf dem eigenen Körper dann der Kopf von David Bowie oder Nick Cave. Die Fotos werden dann auf Facebook oder direkt auf der Website der britischen Päpste des Cover-Posings, Carl Morris und John Rostron, gepostet, die beim Plattenauflegen in einem Nachtclub auf die Idee kamen und jetzt eine Auswahl mit Bildern als Buch herausgebracht haben.
Man ist strikt dem DIY verpflichtet, und deshalb werden im Buch auch Anleitungen zum Selbermachen gegeben, und von digitaler Nachbearbeitung wird abgeraten. Alles ist noch hübsch low tech, und das macht auch den Reiz aus. Grob gesagt, scheint es zwei Gruppen von Posern zu geben. Die eine besteht aus Mittzwanziger-Freaks, die sich im Plattenladen ein Cover greifen, es sich vor die Nase halten und sich im ausgebeulten T-Shirt fotografieren lassen. Das Ergebnis hat meistens den kaputten Charme schlechter Fotomontagen. Die Vertreter der zweiten Gruppe betreiben einen Wahnsinnsaufwand und verschmelzen geradezu mit dem Plattencover. Die Perfektion, mit der jemand das Miles-Davis-Album-Cover »Decoy« inszeniert, ist schon verblüffend. Trotzdem kann man sich am Ende nicht entscheiden, wer besser ist, die Trasher oder die Perfektionisten.

Carl Morris/John Rostron: Sleeveface. Sei deine Schallplatte. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, 187 Seiten, 12 Euro