Caracas

Wie viel besser wär’ die Welt, hätten wir bloß gutes Geld. So denken nicht nur Freigeld-Initiativen, die nach den Lehren des Antisemiten Silvio Gsell die Zinsen für den Ursprung allen Übels halten. Mittlerweile bedient sich auch der »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« der dummen Idee, man könne »böses Geld« durch »gutes Geld« ersetzen. »Sucre« soll die Währung heißen, mit der Venezuelas Präsident Hugo Chávez die »Diktatur des Dollars« entmachten will. Namens­pate der Währung, in der schon 2010 die Handelsbeziehungen zwischen den Staaten des Alba-Bündnisses abgewickelt werden sollen, ist der südamerikanische Freiheitskämpfer Antonio José de Sucre, der gegen die spanische Kolonialherrschaft kämpfte. Anhänger dieser Anti-Imp-Währung sind Ecuadors Präsident Rafael Correa, Boliviens Präsident Evo Morales und natürlich Hugo Chávez.
Dessen Interesse am »Sucre« dürfte auch daran liegen, dass die Alba-Bank, die den Sucre kontrollieren soll, in Caracas liegt. Sollte der Plan irgendwann wirklich aufgehen, wäre die Alba-Bank in Caracas wohl das, was heute die Fed in Washington ist. Da träumt der Präsident Venezuelas wohl jetzt schon, wie er mit geschickter Währungskontrolle die Welt von Armut befreit. Der eitle Traum des linksautoritären Präsidenten dürfte aber schon deshalb nie Wirklichkeit werden, weil eine neue Währung das Vertrauen jener braucht, die sie verbreiten sollen. Da Chávez die Handelsbeziehungen seines Landes gern von politischen Präferenzen abhängig macht und er etwa erst jüngst wegen politischer Differenzen die Handelsbeziehungen zu Kolumbien abzubrechen drohte, haben die übrigen Alba-Staaten allerdings Anlass zur Sorge, mit dem Wechsel vom Dollar zum Sucre vom Regen in die Traufe der politischen Abhängigkeit zu geraten. Ein weiteres Problem: Lateinamerikanische Unternehmen exportieren häufig in die USA. Und dafür dürfte der Dollar dann doch praktischer sein als eine lateinamerikanische Einheitswährung namens Sucre.   ds