»Ich dachte, die Mauer sei ein gutes Objekt«

Der Künstler David Butler organisiert zum »Jahrestag des Mauerfalls« einen Flashmob, bei dem die Berliner Mauer durch eine Menschenkette 15 Minuten lang nachgestellt werden soll. Im Internet kann man sich einen Platz auf der 33 Kilometer langen Strecke reservieren. Zur Teilnahme am »Mauermob« rufen auch Nazis auf.

Wie kamen Sie denn auf die Idee, einen Flashmob zu organisieren, der sich entlang der ehemaligen Berliner Mauer aufstellt?
Ich beschäftige mich mit temporären Monumenten, mit großen Objekten, die erscheinen und dann wieder verschwinden. Ich dachte, die Berliner Mauer sei ein gutes Objekt für dieses Projekt.
Der 9. November ist ein Datum mit großer politischer Bedeutung. Hat Ihr Kunstprojekt eine politische Dimension?
Ich möchte mich damit nicht auf eine rechte oder linke Seite schlagen, es geht mir darum, über Teilungen nachzudenken, nicht nur in Berlin, sondern in der ganzen Welt. Wenn es ein politisches Statement ist, dann eines, das Leute zum Nachdenken über die Ungerechtigkeit von Grenzen bringen sollte.
Aber die meisten Deutschen haben ja einzig und allein die deutsch-deutsche Grenze als ungerecht angesehen.
Für mich persönlich geht es um alle Grenzen.
Das Neonazi-Forum »Widerstand.info« interpretiert Ihre Aktion offenbar anders. Dort rufen Nazis Gleichgesinnte aus ganz Deutschland dazu auf, sich am »Mauermob« zu beteiligen. Wird Ihr »Mauermob« am 9. November – der übrigens ja auch Jahrestag der Progromnacht von 1938 ist – ein brauner Mob?
Ich hoffe nicht, ich bin ein schwuler Künstler, viele meiner Freunde haben verschiedene Hautfarben, ich habe überhaupt nicht die Intention, mit der Aktion Rechte zu unterstützen.
Wollen Sie etwas dagegen unternehmen? Oder denken Sie eher: Das ist Kunst, und alle können ihre eigene Interpretation in diese Aktion einbringen, selbst wenn es Nazis sind?
Das ist eine schwierige Frage. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich total gegen Nationalismus bin, dass es das ist, was mich am allermeisten abstößt.