Mord an Antifa

Am Montag Abend haben Unbekannte in einem Moskauer Randbezirk einen jungen Antifaschisten ermordet. Gegen 21 Uhr verließ Iwan Chutorskoj seine Wohnung und wurde noch im Treppenhaus durch zwei Kopfschüsse getötet. Seine Freunde haben keine Zweifel daran, dass die Tat von Neonazis begangen wurde. Mit 26 Jahren gehörte Chutorskoj zu den ältesten und erfahrensten Aktivisten in der noch jungen antifaschistischen Bewegung Moskaus. In der vergangenen Zeit hatte er hauptsächlich Konzerte antifaschistischer Gruppen begleitet, die ohne sorgfältig organisierten Schutz praktisch nicht auftreten können.
Offenbar war es nicht der erste Versuch, den in antifaschistischen Kreisen sehr geschätzten, in der Öffentlichkeit jedoch unbekannten Antifaschisten mit dem Spitznamen »Kostolom« (Knochenbrecher) zu töten. 2005 fügten ihm Neonazis mit einer Rasierklinge eine schwere Kopfverletzung zu. Später lauerten sie ihm vor seinem Wohnhaus auf und verletzten ihn ebenfalls. Im Januar 2009 erhielt er bei einer Schlägerei einen Messerstich in die Bauchgegend, von dem er sich nur langsam erholte.
Bei der Tat handelt es sich um den sechsten Mord an einem Antifaschisten in Moskau seit dem Jahr 2006. Erst im Juni starb ein junger Aktivist an den Folgen eines Neonaziüberfalls. Dabei fällt auf, dass die Polizeibehörden seit dem vorigen Jahr verstärkt gegen Täter aus der rechtsextremistischen Szene ermitteln, dies hat zu einem spürbaren Rückgang rassistisch motivierter Mordfälle beigetragen. Gleichzeitig lässt sich seit geraumer Zeit eine Radikalisierung und Professionalisierung der faschistischen Szene beobachten, die sich unter anderem auch durch den Besitz und die Verwendung von Sprengmaterial und Schusswaffen bemerkbar macht. Der Waffenerwerb gestaltet sich in Russland nicht besonders schwierig. Terrorpropaganda im Internet ist auf diversen Foren für jeden offen zugänglich.   uw