59000000000

Ein Firmenimperium, »über dem die Sonne niemals untergeht«, versprach Dubai World seinen Investoren. Doch während die Sonne weiter über dem Emirat erstrahlt, könnte Dubai World recht bald untergehen. Das Unternehmen kann seine Schulden in Höhe von 59 Milliarden Dollar nicht zahlen und ersuchte seine Gläubiger in der vergangenen Woche um Stundung für ein halbes Jahr. Dass Abdulrahman al-Saleh, der Generaldirektor der Finanzabteilung Dubais, am Montag mitteilte, das Emirat werde für die Schulden seines Staatskonzerns nicht aufkommen, hat die Stimmung auf den Märkten nicht verbessert.
Die Folge ist der Weltuntergang. Denn zu den Projekten, an ­denen Dubai World maßgeblich beteiligt ist, gehört »The World«. Es sollten 300 künstliche Inseln in Form einer Weltkarte aufgeschüttet und verkauft werden, angeblich hatte Angelina Jolie bereits Äthiopien erworben. Doch nun werden die mit Sand aufgeschütteten Inseln langsam wieder vom Meer verschlungen. In ökonomischer Hinsicht ist Dubai World aber wohl nicht too big to fail, zumal das Desaster vorhersehbar war. Bereits seit Monaten ist bekannt, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten, deren Teilstaat Dubai ist, die Arbeit an Baupojekten im Wert von 300 Milliarden Dollar eingestellt wurde. Eine größere Firmenpleite war da nur eine Frage der Zeit, allerdings könnten weitere folgen. Ein harter Schlag für die Geschäftswelt ist die Pleite jedoch derzeit vor allem in psychologischer Hinsicht. Denn Dubai war das »kapitalistische Paradies«, dessen »Nationalität in der Form von Werbung und Waren existiert«, urteilte Faisal Devji in der Financial Times. Wer dort eine neue Welt vor der Küste aufschütten oder das höchste Gebäude der Welt bauen will, muss sich nicht mit nörgelnden Umweltschützern, gierigen Gewerkschaftern und zänkischen Politikern herumschlagen. Eine Genehmigung des geschäftstüchtigen Emirs Mohammed bin Rashid al-Maktoum, dessen Vermögen auf 16 Milliarden Dollar geschätzt wird, genügt. Seine Hoheit sorgt für Ruhe und Ordnung, handhabt die islamische Leitkultur aber unaufdringlich, es mangelt nicht an Kirchen, Alkohol und Prostituierten. Dubai war das Modell für den postdemokratischen Kapitalismus. Deshalb sollten wir den Pleitiers der Dubai World dafür danken, dass sie etwas Erkenntnis ins Paradies brachten.