»Im Moment wird eher das Basarergebnis diskutiert«

Die Schweizer haben per Volksabstimmung den Bau von Minaretten verboten. Wie steht es um die Kirchtürme in der islamischen Welt? Ein Anruf bei der deutschsprachigen evangelischen Auslandsgemeinde in Teheran.

Die Schweizer haben entschieden, dass dort ab sofort keine Minarette mehr gebaut werden dürfen. Hat Ihre Gemeinde in Teheran eine Kirche mit Kirchturm?

Wir haben eine ganz normale Kirche ohne Kirchturm oder jedenfalls nur mit einer kleinen Kirchturmandeutung, mehr war nicht möglich, weil hier um uns herum hohe Gebäude sind.

Deshalb war ein richtiger Kirchturm nicht möglich?

Die Kirche ist fünfzig Jahre alt, ich kann Ihnen leider nicht sagen, was damals entschieden wurde, aber ich denke, die Kirche hätte da keine Probleme gehabt.

Wenn eine christliche Gemeinde heute in Teheran einen neuen Kirchturm bauen wollte, wäre das möglich?

Ich bin erst seit einigen Wochen hier und kann Ihnen das daher nicht mit Sicherheit sagen. Aber es ist kein Problem, hier als deutschsprachige Gemeinde tätig zu sein.

Wurden Sie schon auf das Minarett-Verbot angesprochen?

Nein, ich habe davon bisher nur im Radio gehört und gemerkt, dass das Minarettverbot hier debattiert wird und für einige Aufregung sorgt.

Befürchten Sie, dass der Ärger über das Minarett-Verbot Ihre Gemeinde treffen könnte?

Den Eindruck habe ich nicht. Wir sind so eine winzige Minderheit, dass ich mir das nicht denken kann. Wir haben um die 45 eingeschriebene Mitglieder, auch wenn die tatsächliche Gemeinde größer ist.

Wird das Minarett-Verbot denn in Ihrer Gemeinde diskutiert?

Im Moment hat die Gemeinde einen großen Basar hinter sich und hat da nicht viel Diskussionsfreude gezeigt, da wurde eher das Basarergebnis diskutiert. Die Gemeinde ist für viele hier auch ein Refugium, die nicht ständig über Politik nachdenken wollen.