Die Drogen fehlen

Wayne Coyne, grauschwarz gelockter Träger cremefarbener Anzüge, Fan von rosa Riesen­kaninchen, auf Helium hängen gebliebener Sänger und Chefdenker der kultisch verehrten Psychedelic-Band The Flaming Lips, trat die Zuneigung seiner Fans seit einiger Zeit mit Füßen: Garniert mit plattester Bush-Kritik präsentierte er auf dem Album »In War With The Mystics« (2006) eine verkrampftem Angeber-Progrock entsprungene pompöse Leistungsschau – leider ganz ohne jene überwältigend schönen Songmomente, für die man die Flaming Lips bislang so liebte.
Regelrecht garstig geht es auf dem neuen Album »Embryonic« zu, 72 Minuten lang. Ungefähr zwei brauchbare Songs zählt diese Platte, der Rest ist überambitionierter Mist, durch den Sound-Fleischwolf gedreht. Nichts gegen gut gemachten Lärm, doch dieser Krach hier sucht, obwohl er das Gegenteil vorgibt, im Grunde nach echten Songs, so nahe dran an Pink Floyd und Can ist er gebaut. Es knirscht und knarzt, zischt und vibriert soundtechnisch höchst aufwendig, nur dummerweise ganz und gar unhypnotisch, im Unterschied zu interessantem Lärm im Rock. Der nämlich entfaltet meist einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Wayne Coynes »Nein!« zu harten Drogen und der Musik der vergangenen Jahre? Auf dem großartigen Album »Yoshimi Battles The Pink Robots« aus dem Jahr 2002 nahm er jedenfalls noch welche.

The Flaming Lips: ­Embryonic (Warner)