Berlin Beatet Bestes: Wichtigeres als Mathe

Es gibt Wichtigeres als Mathe

Berlin Beatet Bestes. Folge 26. Die Heartbreakers, »Ich weiß, was ich will« (1991).

Diese Heartbreakers kommen nicht aus New York, sondern aus dem Berliner Bezirk Wedding. Aber mein Herz haben sie im Gegensatz zu Johnny Thunders’ Gruppe trotzdem berührt. Diese Single der Heartbreakers – ein Mädchenprojekt des so genannten Teeny-Musik-Treffs – wurde 1991 aus Mitteln des »Experimentierfonds« der Senatsverwaltung für Jugend und Familie Berlin gefördert. Sie gehört zu meinen Lieblingsplatten auf meinem Blog, obwohl ich damit anscheinend ziemlich allein stehe. In einem Jahr wurde sie nur zwölf Mal heruntergeladen.
Das, was die Heartbreakers da machen, ist musikalisch natürlich nicht berühmt, aber gerade das Primitive dieser Aufnahme gefällt mir: das rumpelige Schlagzeug, die fiepende Orgel und der leicht hölzerne Vortrag.

Ich weiß, was ich will/Ich bin alt genug./Auch wenn’s euch nicht gefällt: Ich weiß, was ich will/Doch Schluss, hör auf zu träumen – es geht schon wieder los: »Du bist schlecht in Mathe«/Der Ärger ist echt groß./Ich will ja auch keine schlechte Schülerin sein – doch leb ich ja nur einmal und von Noten nicht allein/Ich weiß, was ich will … meine Ruhe.

Außerdem unterrichtet meine Freundin an einer Gesamtschule in Wedding Mädchen genau dieser Altersgruppe. Meine Freundin ist die am härtesten arbeitende Person, die ich kenne, und kümmert sich wirklich um ihre Schüler, sie hat eine enge emotionale Verbindung zu ihnen, ich habe großen Respekt vor ihrer Arbeit.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die demographische Zusammensetzung im Wedding allerdings stark gewandelt. An der Schule meiner Freundin liegt der Anteil der Schüler »nichtdeutscher Herkunft« mittlerweile bei 80 Prozent. In manchen Klassen bei 100 Prozent. Meine Freundin betont immer, sie unterrichte keine Ausländer, an ihrer Schule seien nur Deutsche. Ihre Schüler sind schließlich mehrheitlich in Deutschland geboren und aufgewachsen. Für sie sind es Deutsche. Die Selbstzuschreibung der Schüler und die Wahrnehmung der »Blutsdeutschen« ist allerdings immer noch: Ausländer. Tatsächlich ist das Problem mit dem Migrationshintergrund ein Schichtenproblem. Und daran, dass diese »Ausländer« so schlecht Deutsch sprechen, muss eindeutig gearbeitet werden.
Als die Heartbreakers ihre Single aufnahmen, war die Weddinger Welt sicher auch nicht in Ordnung, aber immerhin haben sie es noch geschafft, diese zwei charmanten und anrührenden Songs auf eine Platte zu pressen.