Der verschrobene Baron

Leistung muss sich wieder lohnen. Wenn die Regierung die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen von 19 auf sieben Prozent senkt, bringt das bei einem Zimmerpreis von 100 Euro dem Hotelbesitzer zwölf Euro pro Tag, das macht bei über 3 000 Zimmern im Jahr mehr als 13 Millionen Euro. Auch wenn nicht alle Zimmer das ganze Jahr über belegt sind, ist es ein lohnendes Geschäft, den fleißigen Gesetzgebern der FDP eine Parteispende in Höhe von 1,1 Millionen Euro zukommen zu lassen, wenn man August von Finck heißt und Miteigentümer der Mövenpick-Holding ist.
Doch denkt der Baron, dessen Vermögen auf mehr als acht Milliarden Dollar geschätzt wird, wirklich in so banalen Kategorien? Nein, Guido Westerwelle hat recht, die FDP ist nicht käuflich. Man muss Politiker wie ihn nicht bestechen, damit sie den Unternehmern ein Geschenk nach dem anderen machen. Sie tun es, weil es ihnen in ihrer ideologischen Verblendung ein unbezähmbarer Drang ist. Finck belohnte die FDP wohl eher, weil er in ihr die derzeit konsequenteste rechte Partei sieht. Sogar das Manager-Magazin attestierte ihm zwar eine »geradezu krankhafte Furcht vor der ›konfiskatorischen Erbschaftssteuer‹«, doch geht es Männern wie ihm beim Kampf gegen die Steuern nicht nur um das Geld. Sie legen großen Wert darauf, Distanz zu den Nachfahren ihrer Leibeigenen zu wahren, und erwarten, geehrt und hofiert zu werden, auch wenn ihre Leistung nur darin besteht, ein geerbtes Vermögen nicht vollständig verschleudert zu haben. Zu seinem Schloss fliegt Finck daher meist mit dem Hubschrauber, sodass der Anblick des Pöbels am Straßenrand sein Auge nicht beleidigt.
»Rechts vom Gustl steht bloß noch Dschingis Khan«, urteilt Ferdinand von Galen. Das ist nicht ganz fair gegenüber Dschingis Khan, der eher ein Pragmatiker als ein Ideologe und im Gegensatz zu Finck erfolgreich in seinem Job war. Der Gustl hingegen gilt der kapitalistischen Fangemeinde nicht als unternehmerisches Talent. Mövenpick bescherte er »eine handfeste Krise«, urteilt das Manager-Magazin, das aber so höflich ist, die Einschätzung, er sei »verschroben und zuweilen bösartig«, seinen »einstigen Gefährten« zuzuschreiben. Finck war ein Freund von Franz Josef Strauß, später untertützte er rechtspopulistische Kampagnen, die CSU unter Horst Seehofer ist ihm nun zu liberal, also spendet er für die Partei, die verschrobenen Adligen zu ihrem gottgegebenen Recht verhilft.