Raucherecke

Deutsche Kartoffeln

»Wir sind heute mit der nötigen Personalstärke vor Ort, um sowohl die Demonstration als auch das Fußballspiel in Beucha abzusichern.« Das ließ Polizeisprecher Mario Köppe ein halbes Jahr nach dem Überfall von rund 50 Neonazis auf Mannschaft und Fans des Vereins Roter Stern Leipzig verlauten, der wegen seines antirassistischen Engagements bei seinen Gegnern wenig beliebt ist. Im Oktober hatte sich Köppes Truppe trotz zahlreicher Hinweise nicht blicken lassen. Wenige Minuten nach dem Anpfiff des Bezirksklassespiels öffnete damals ein Ordner des FSV Brandis ein Tor, hinter welchem Eisenstangen und Knüppel für herbeiströmende Neonazis bereit lagen. Drei Schwerverletzte waren das Resultat des Matches, das abgebrochen werden musste.
Der FSV Brandis hatte nach dem Überfall seine Hände in Unschuld gewaschen. Und dem Stadtrat von Brandis diente der Überfall lediglich als Anlass, eine »Resolution gegen Extremismus und Gewalt« zu verabschieden. Denn »rechtsextreme Gruppierungen, gewaltbereite Schläger und linksautonome Vandalen« wolle man in Brandis nicht haben, und auch »linksradikale Propaganda jeglicher Form« werde man in der Stadt nicht dulden.
Auch der Leipziger Fußball-Verband wollte den FSV Brandis nicht verurteilen und setzte die Partie neu an. Aus Sicherheitsgründen sollte die Wiederholung nicht in Brandis, sondern auf dem Sportplatz in Beucha stattfinden, der nur einen Kartoffelacker von Brandis entfernt liegt. »Kühe – Schweine – Ostdeutschland«, riefen die rund 500 Antifaschisten, die vorige Woche durch Brandis und anschließend auf den Sportplatz von Beucha zogen, und lockten damit zahlreiche Einheimische weg vom Fernseher hin zum Gartenzaun. Das Spiel selbst gewannen am Ende die Guten. Der FSV Brandis steht nun mit einer Differenz von minus 50 Toren auf dem letzten Tabellenplatz und wird wohl in der kommenden Saison eine Liga tiefer sein Unwesen treiben.