Small Talk

»Wir verkaufen Lebensmittel«

Die deutschen Brauer sind erbost. Ein Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat ihrer Meinung nach den Deutschen ein Alkoholproblem unterstellt und dabei auch noch das gute deutsche Flüssigbrot erwähnt. Ein Anruf bei der Pressestelle des Deutschen Brauer-Bunds e.V.
Unter dem Titel »Deutsche haben kein Alkoholproblem« schreiben Sie, in Deutschland werde weniger Bier getrunken als der DHS behauptet. Dem zufolge werden hier im Jahr 200 Liter Bier pro Kopf getrunken. Wäre das für die Brauer nicht erfreulich?
(Lacht) Ja, aber die Zahlen stimmen nicht – wir hatten 110 Liter Bierkonsum pro Kopf. Das kommt heraus, wenn man den Bierabsatz durch die 81,5 Millionen Deutschen teilt. Da sind auch die Einjährigen dabei, und ich unterstelle, dass ein Einjähriger kein Bier trinkt. In der Gruppe der Menschen von 16 aufwärts wird bestimmt mehr getrunken, aber viele trinken kaum. Gerade die Jugendlichen greifen weniger zu Alkohol. Die, die zugreifen, trinken dafür mehr.
Und die machen in der Statistik viel aus?
Nein, in den Medien. Das ist der schwarze Fleck, der uns belastet.
Ist das kein Problem für die Brauer, wenn wenig getrunken wird?
Doch, aber der Konsum geht seit 30 Jahren zurück. 1976 hatten wir einen Pro-Kopf-Konsum von 150,9 Liter, jetzt ist er ungefähr bei 109 Litern. Wir hoffen, dass Deutschland bei der WM erfolgreich ist und dass wir noch den einen oder anderen Hektoliter mehr verkaufen.
Sie schreiben, dass die Brauer verantwortungsvolles Marketing machen. Heißt das, dass da keine Betrunkenen gezeigt werden?
Nein, es gibt ja Gesetze, etwa, dass unter 16jährige nicht beworben werden dürfen. Dann gibt es Diskussionen, wie man mit 16 aussieht. Und es gibt über die gesetzlichen Regelungen hinaus einen Verhaltenskatalog. Die in der Werbung Dargestellten müssen junge Erwachsene sein. Aber wir können unsere Werbung auch nicht aus dem Leben rausnehmen, wir verkaufen ein Lebensmittel.
Die Arbeiter der dänischen Brauerei Carlsberg streiken, weil sie bei der Arbeit kein Bier mehr trinken dürfen. Darf bei den deutschen Brauereien Bier am Arbeitsplatz getrunken werden?
Viele unserer Brauereien sind Wirtshausbrauereien, da kann es sein, dass beim Brauen auch getrunken wird. Der Großteil der Brauunternehmen hat aber Alkoholverbote am Arbeitsplatz.
Damit vermittelt man aber das Bild, dass Bier gefährlich ist.
Ja, aber da geht es auch um Arbeitsschutz. Wir sagen: Warum eigentlich kein Bier zum Mittag? Aber nur, wenn man keiner gefahrgeneigten Arbeit nachgeht. Wenn ich hier meinen Bleistift bewache, schadet Bier nicht. Die schreibende Zunft soll ja auch früher mal ganz gerne getrunken haben – das hat man mir mal so gesagt.