Umweltschutz 2.0

Wenn das Plakat eines Biolimonadenherstellers eines der wenigen Dinge ist, die den urbanen Menschen an die unberührte Natur erinnern, vergisst man schnell, wie es um den tropischen Regenwald bestellt ist. Die Umweltschutzorganisation »Rettet den Regenwald« hat ihn nicht vergessen. 22 500 Unterschriften waren gesammelt worden, um gegen die Verarbeitung von 32 000 Tonnen Palmöl zu protestieren, die Ikea jedes Jahr für die Kerzenproduktion verwende. Dafür werde Urwaldvegetation niedergebrannt, um Monokulturen aus Ölpalmen zu bewirtschaften. Deshalb hatte »Rettet den Regenwald« zu einer Aktion am 16. April bei der Ikea-Filiale Berlin-Tempelhof aufgerufen, wo die Unterschriften übergeben werden sollten.
Ein Donnerstagmorgen ist nicht der beste Zeitpunkt, um viele Leute für eine Protestaktion zu gewinnen, doch die Macht der Massen scheint in Zeiten von Web 2.0 keine große Rolle mehr zu spielen. Es erschien schließlich ein knappes Dutzend Menschen. Vor der Filiale wurden zwei Transparente ausgerollt, auf denen selbstverständlich »Rettet den Regenwald« stand. Die vorbeilaufenden Kunden, die man vom Kauf der Blockkerze »Hemsjö« oder des Maxiteelichts »Väghult« hätte abhalten können, ließen sich kaum beeindrucken. Aber immerhin prangte das Wort Ikea im Hintergrund, gut zu erkennen auf den Fotos, die geknipst wurden, um der Welt zu zeigen, dass man protestiert habe.
Anschließend sollte der dicke Ordner, in dem sich die Protestunterschriften befanden, überreicht werden. Die höfliche Dame am Infopoint wurde über die Ankunft der Protestierenden in Kenntnis gesetzt, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis zwei freundliche Servicekräfte erschienen. Die zuvorkommenden Mitarbeiter nahmen den Ordner an sich, bedankten sich vielmals und luden die Umweltschützer sogar auf einen kostenlosen Kaffee ein. Doch die Aktivisten lehnten dankend ab. Es handelte sich hier ja um Protest und nicht um einen Kaffeeklatsch.