Der Anchorman will an die Quelle

Die Fernsehshow »Ich kann Kanzler« hat Steffen Seibert bereits moderiert. In Zukunft soll er die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass Angela Merkel Kanzlerin kann. Seibert wird neuer Regierungssprecher der schwarz-gelben Koalition. Der »Anchorman« verlässt das ZDF. Seibert löst den bisherigen Leiter des Bundespresseamts, Ulrich Wilhelm, ab, der neuer Intendant des Bayerischen Rundfunks wird. Mit Wilhelm wechselt damit einer der engsten Mitarbeiter der Bundeskanz­lerin von der »Politikvermittlung« in den Journalismus. Der 50jährige Seibert ist ein journalistischer Zögling der Mainzer Fernsehanstalt. Bereits sein Volontariat absolvierte er beim ZDF. Später konnte der gebürtige Münchener als Auslandskorrespondent in Washington sowie bei den Sendeformaten »Hallo Deutschland« und »Heute« Erfahrungen sammeln. Seit drei Jahren moderiert Seibert das »Heute Journal«.
Der ZDF-Chefredakteur Peter Frey äußerte sein Bedauern, »dass Steffen Seibert seine Perspektive nicht im Journalismus gesehen hat«. Möglicherweise fürchtet man um das Image des wegen seiner Nähe zur Union früher häufig als CDF bezeichneten Senders. Der studierte Historiker Seibert ist hingegen davon überzeugt, »dass die Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel die richtigen Schwerpunkte setzt, um unserem Land in diesen schwierigen Jahren eine gute Zukunft zu sichern«. Daher wolle er »mit aller Kraft helfen, diese Politik den Bürgern zu vermitteln«. Bereits seit Monaten wurde über Wilhelms Nachfolger spekuliert. Mit der Ernennung Seiberts hat Kanzlerin Merkel die Medien überrascht. Denn anders als sein Vorgänger ist Seibert nicht als Mitglied der CDU bekannt. Man weiß nur, dass er mit seiner Frau drei Kinder großzieht, bei Opernbesuchen weint und 2007, weil er »an die Quelle« wollte, zum katholischen Glauben konvertiert ist. Auf eine Politikerkarriere in der CDU deutete bislang nichts hin. Seibert bezeichnete sich selbst als »ziemlichen Wechselwähler«, der bis auf »Die Linke« alle Parteien schon einmal gewählt habe. Vielleicht war es Seibert beim ZDF auch nur zu langweilig. Gegenüber dem katholischen Domradio aus Köln hatte er im Juni auf die Frage nach seiner beruflichen Zukunft gesagt: »Es wäre schade, wenn da nicht noch ein bisschen was käme.«