Wie Angeln

James Taylor vom bis heute schmählich unterschätzten Techno-House-Duo Swayzak hat sich anscheinend entschlossen, Klangforschungsreisender zu werden. Auf seinem ersten offiziellen Soloalbum fabriziert er mithilfe eines wahren Maschinenparks eine dunkle Collage aus Ambient-Knistern, Shoegaze- und Glitch-Sounds, die er in liebevoller Kleinarbeit aus Störgeräuschfetzen, Staubsaugerlärm und verhackstückten Wall-of-Sound- und Gitarrensamples zusammenmontiert hat. Was einmal der Klang eines altmodischen Instruments gewesen sein mag, wurde vorsichtshalber erstmal durch die Laptopverarbeitungsmaschinerie gejagt, bevor er aufs Album durfte.
Künstler, die nichts anderes tun, als den gesellschaftlichen Konsens in gesellschaftliche Konsensmusik zu übertragen, hat man schließlich schon genug. Mitsingen, Mitklatschen, Hopsassatanzen, La-La-La, wer braucht das schon? Derlei stumpfe Praktiken, sich in einen kollektiven Rausch zu versetzen, werden seit je überbewertet, was ihr Potential zur kurzzeitigen Erzeugung von Glücksgefühlen angeht. Auch wenn Sie Musik gerne als Klangtapete verwenden, um Hemden zu bügeln oder Ikea-Regale zusammenzuschrauben, sollten Sie hiervon die Finger lassen.
Hingegen: In einem fensterlosen Kellerraum über Stunden hinweg zusammengekauert auf einem Anglerstühlchen zu sitzen, von einer trüben Funzel beschienen, Stolichnaja zu trinken und sich von dieser Musik hypnotisieren zu lassen, das muss ein Erlebnis von erhabener Schönheit sein.
Lugano Fell: Slice ­Repair (Baskaru/a-Musik)