Es geht nur um die Ästhetik

Allmählich wird Jenny Elvers-Elbertzhagen ernst genommen. Als Lieblingsluder der Boulevard-Presse machte sie in den neunziger Jahren vor allem durch einen freizügigen Auftritt in dem Film »Männerpension« und als Geliebte von Heiner Lauterbach von sich reden. Danach moderierte sie ein Klatschmagazin und arbeitete bei einem Homeshopping-Kanal. Man hatte dabei nicht den Eindruck, sie würde sich in ihrer B-Promi-Rolle unwohl fühlen. Die späte Anerkennung der Feuilletons errang die heute 38jährige, als sie 2006 in Detlev Bucks Film »Knallhart« eine alleinerziehende Mutter spielte und von Christoph Schlingensief in dem Theaterstück »Kaprow City« für die Rolle der Lady Diana engagiert wurde. Ihr neuester Coup: die Hauptrolle in einer Filmbiografie über die Regisseurin, Schauspielerin und Fotografin Leni Riefenstahl. Viel ist über das Projekt nicht bekannt, nur dass der Kinostart im Jahre 2012 sein und ein Niederländer Regie führen soll. In einem Interview mit der Bild-Zeitung verriet Elvers-Elbertzhagen voller Begeisterung: »Die Produzenten wollten unbedingt, dass eine Deutsche Riefenstahl spielt, und die Wahl fiel auf mich.« Alles habe sie über die Lieblingsfilmemacherin der Nazis gelesen, »sie regelrecht studiert und in mich aufgesaugt«. Riefenstahls Hingabe für den Nationalsozialismus ist Jenny Elvers-Elbertzhagen dabei nicht entgangen. Sie schätzt die Hitler-Freundin aber aus anderen Gründen: »Ich bewundere die große Ästhetik ihrer Fotografien und ihrer Filme, nicht ihre Arbeit für die Nazis.« Zumindest was die Filme betrifft, bliebe von ihrem Werk dann allerdings nicht mehr viel zum Bewundern übrig. Nach ihrem Regie-Debüt, dem mystischen Bergfilm »Das blaue Licht« von 1932, nahm Riefenstahl von selbst Kontakt zur NS-Führung auf, was zu sieben Auftragsarbeiten für die Nazis führte, darunter Filme über NSDAP-Reichsparteitage und die berühmte Dokumentation »Olympia« über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Nach dem Krieg drehte sie nur noch einen Film: »Impressionen unter Wasser« erschien 2003 kurz vor ihrem Tod und zelebrierte die Liebe des Greenpeace-Mitglieds und der passionierten Taucherin zur Meereswelt. Überhaupt hatte Riefenstahl ein Faible für die Natur: Ihre späteren Fotobände porträtieren unter anderem das »Urvolk« der Nuba im Sudan. Ob das die Ästhetik ist, die sie an Riefenstahl begeistert, ließ Jenny Elvers-Elbertzhagen offen.