Talking about a Revolution

Da sitzt er in seinem roten Pulli, streicht sich über seinen Schädel und plaudert, wie Franzosen es so gerne tun, ein wenig von der Revolution. »Es ist toll, über eine Revolution zu reden und sich zu bewaffnen«, sagt Eric Cantona, »aber wir können ja nicht rumgehen und Leute töten.« Tausende sahen schon das Internet-Video, in dem der ehemalige Fußballprofi Anfang Oktober seine Weisheiten mitteilte und ganz en passant die Revolution ausrief. Eine unblutige Revolution natürlich, die man »ganz einfach umsetzen kann«. »Das System ist rund um die Banken aufgebaut. Wenn man also das System zerstören will, macht man das, indem man die Banken zerstört.« Ganz einfach. »Statt dass drei Millionen Menschen auf die Straße gehen und ihre Fahnen schwenken, sollten sie zur Bank gehen und ihr ganzes Geld abheben. Dann brechen die Banken zusammen.« Dann werden die da oben »auf uns hören«, verkündet das bärtige Sexsymbol, das sich im vergangenen Jahr im Kinofilm »Looking for Eric« selber spielte und als Übermann Cantona den Versager Eric Bishop auf den Pfad männlicher Tugenden zurückführte.
Jetzt rettet Cantona gar die ganze Welt. Die Macher der Kampagne Bankrun2010.com, die dazu aufruft, dass man am 7. Dezember sein gesamtes Geld abheben solle, um die Macht der Banken zu brechen, feiern Cantona als ihren Helden. Auch die deutsche Seite der Bankrun-Kampagne »Stop Banque – Jetzt kommen die Bürger«, auf der über »Menschenopfer für den Zins« gedichtet wird, beruft sich auf ihn. Cantona ist der Held der Eric Bishops, der frustrierten Stuttgart-21-Gegner, die den angeblichen Kern allen Übels beseitigen wollen – im Namen eines irgendwie guten, zinslosen Bankenwesens. Die Banken nehmen den Aufstand gelassen: »Wenn mehrere tausend Menschen 1 000 Euro abheben, wird das kaum Auswirkungen haben. Er wird dann gefährlich, wenn Banken mehrstellige Millionenbeträge auf einen Schlag ausbezahlen müssen«, sagte Klaus Abberger vom Münchner Ifo-Institut der Süddeutschen Zeitung. Dass viele der Bankrunner so reich sind wie Cantona, der wohl mehrere Geldkoffer aus der Bank tragen müsste, ist unwahrscheinlich. Viele dürften sich eher fragen, wie man Minusbeträge von seinem Konto abheben kann. Und manche könnten sich darauf freuen, dass sich Raubüberfälle wieder lohnen. Wenn Cantona seine revolutionären Drohungen ernst meint, dürfte am 7. Dezember bei ihm eine ganze Menge Bares zu holen sein.