Doktoren-Talk

Was sollte bei dem Thema schon groß schiefgehen? Über die Guttenbergsche Doktorarbeit war bis zum Sonntagabend so viel bekannt geworden – und das Werk gab es dazu sogar bereits in Gänze online zu lesen –, dass die Idee, nach langer Zeit zum ersten Mal wieder eine Talkshow einzuschalten, gar nicht schlecht erschien.
Und dann das. Wie es die Redaktion von Anne Will geschafft hat, die einzigen Personen in der gesamten Republik einzuladen, die das Thema Doktorarbeits-Affäre anscheinend so dermaßen wenig interessierte, dass sie es nicht einmal fertigbrachten, sich kurz über den neuesten Stand der Enthüllungen zu informieren, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben. Warum Alice Schwarzer, Dieter Wedel und Monika Hohlmeier in dieser Talkrunde sitzen durften, ist dagegen klar: Weil sie nämlich prominent sind und deswegen immer in Talkrunden sitzen. Und weil sie – jeweils – eine Meinung zum Fall Guttenberg haben.
Wie es sich anhört, wenn Menschen selbstverliebt und unter Bezug auf mittlerweile vollkommen überholte Fakten daherschwadronieren, kann man bestimmt noch in der Mediathek der ARD nachträglich erleben. Wer unverschämte Zeitverschwendung nicht schätzt, sollte allerdings nicht einmal daran denken, sich den Unsinn anzutun.
Huch, das ist aber böse? Wenn selbst einem einzigen Bild-Artikel mehr Informationen zu entnehmen sind als dem minutenlangen Gelaber von Leuten, die allen Ernstes am Sonntagabend noch immer nicht wussten, was am Freitagnachmittag schon der alphabetisierte Teil der deutschen Bevölkerung wusste, nämlich dass die abgeschriebenen Passagen der Guttenbergschen Doktorarbeit in einem Wiki gesammelt werden und dass es sich um mehr als nur ein paar Seiten handelt, dann sollte man eigentlich noch viel böser werden.
Oder einfach keine Talkshows mehr einschalten.