Körpermusik

»Hardcore Will Never Die, But You Will«. Der Titel des siebten Albums von Mogwai hat was: Er klingt wie ein griffiger Slogan, steht für den galligen Humor der Glasgower Band, und Recht haben könnte das Quintett außerdem, denn nicht nur unser Tod ist eine ausgemachte Sache; das Musikgenre Hardcore, das sich in den frühen Achtzigern aus dem US-Punk entwickelte, hat, wie es scheint, tatsächlich gute Chancen, in alle Ewigkeit fortzubestehen – wenn auch nur als Do-It-Yourself-Subkultur innerhalb autonomer Jugendzentren.
Mogwai selbst sind lustigerweise Post-Hardcore, und das schon seit ihrer Gründung im Jahr 1995. Auch als Ambient- oder Post-Rock wurde ihr Sound gelegentlich bezeichnet. Versierter als andere Bands spielten sie das Laut-Leise-Spielchen, um ihre meist instrumentalen Songs zu dynamisieren. Auch auf dem aktuellen Album lassen sie nicht ganz die Finger davon, sehr viel häufiger aber nimmt die enorme Wucht, vor allem der schnelleren Stücke, die Form einer gleichmäßigen Kraft an, die einen nicht loslässt und ganz auf Verdichtung setzt. Dazu werden ansehnliche Gitarrenteppiche in Moll verlegt und schwere, gleichwohl temperamentvolle Drums gespielt. So sehr Körpermusik waren Mogwais Songs noch nie.
Hinzu kommen retrofuturistische Vocoderstimmen, Gitarren wie flüssiges Metall, tief groovende Bassfiguren und Synthiesounds für die Unendlichkeit. Man muss an »Blade Runner« denken und wünscht sich, Michael Mann hätte für sein L.A.-Nacht­lichterkino ein paar Stücke dieses beeindruckenden Albums zur Verfügung ­gehabt.

Mogwai: Hardcore Will Never Die, But You Will (PIAS/Rock Action Records/Rough Trade)