Die Vereinigung Paneuropa Deutschland will Europa aus der Gottlosigkeit befreien

Der Einflüsterer des Allmächtigen

Die Paneuropa-Union lädt am Wochenende zum »Europa-Tag« im bayerischen Andechs. Der stramm christlich-konservativen Vereinigung geht es nicht nur um Wallfahrten und Heilige, sondern um die Rettung Europas aus der Gottlosigkeit. Sie unterhält gute Verbindungen zu den Unionsparteien und Vertriebenenverbänden.

Nein, der Lauf der modernen Welt behagt Dirk Hermann Voß gar nicht. »Mit atheistischen Selbstverwirklichungs-Fetischisten, konsumbesoffenen Großstadtsingles, Gender-Ideologen und einem seichten Wellness-Relativismus lassen sich die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auf Dauer nicht bestehen«, schimpfte der Vizepräsident und bayerische Landesvorsitzende der Paneuropa-Union Deutschland (PEU) Ende vergangenen Jahres in der Postille Paneuropa Deutschland. Die erzkonservativ-christliche Vereinigung hält am kommenden Wochenende ihren 35. »Europa-Tag« in Andechs ab. In dem oberbayerischen Kloster soll es dann um so aufregende Themen wie »Die Heilige Agnes von Böhmen«, Papst Johannes Paul II. als »neuer europäischer Seliger und Wegbereiter Paneuropas« oder auch um »Wallfahrten – transeuropäische Netze des Geistes« gehen. Die Veranstaltung findet zweimal im Jahr statt, Voß wird sich voraussichtlich auch am Wochenende wieder an ihr beteiligen.
Der 50jährige geriet im April 2010 in die Schlagzeilen. Sein Arbeitgeber, der Augsburger Bischof Walter Mixa, trat damals zurück, weil ihm Kindesmisshandlung vorgeworfen wurde. Kurz darauf verlor Voß, bis dahin der Medienberater des Bischofs, diesen Posten. Er habe »sein Amt von Anfang an missbraucht und versucht, den selbstgefälligen Bischof zum konservativen Sprachrohr des deutschen Episkopats zu machen«, kommentierte die Süddeutsche Zeitung den Vorfall. Im Dezember wurde Mixas einstiger Einflüsterer dann auch noch seine Stelle als Geschäftsführer der bistumseigenen Mediengruppe Sankt Ulrich los. Er soll sich seitdem auf Aufgaben in der bischöflichen Finanzkammer konzentrieren. »Ob er das tun wird, ist fraglich«, argwöhnte die Augsburger Allgemeine.
Voß ist für seine aggressive Wortwahl bekannt. In der Katholischen Sonntagszeitung rechnete er im April 2010 die Chefredakteure des Spiegel im gleichen Maß den »Feinden der Kirche« zu wie den Nazi-Ideologen Alfred Rosenberg. Sein Beitrag endete folgendermaßen: »Der Traum der aggressiven Atheisten vom Endsieg ist ebenso aussichtslos wie die zahlreich verkündeten Endsiege der Feinde der Kirche in der Vergangenheit.«
Im Andechser Bibliothekssaal soll Voß ein Diskussionsforum zum Thema »Menschenrechte – Frauenrechte – Leitkultur« moderieren. An der Runde soll unter anderem Joachim Unterländer teilnehmen. Er ist sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Zu den Unionsparteien wie auch zur Kirche pflegt die PEU ein inniges Verhältnis.

Gleiches gilt für die Vertriebenenverbände. Wichtigster Verbindungsmann ist hier Bernd Posselt. Der CSU-Europa-Abgeordnete ist sowohl Präsident der deutschen PEU als auch Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL). Im Blättchen Paneuropa Intern schreibt Posselt regelmäßig Beiträge zu verschiedenen Themen. So empfahl er angesichts der Revolte in Ägypten, »in eine ernsthafte Diskussion« mit den Muslimbrüdern zu treten. Das neue ungarische Mediengesetz verteidigte er gegen eine »internationale, grenzüberschreitende Verleumdungskampagne«. Auch der bewegenden Frage »Was ist deutsch?« widmete er sich in einem Artikel.
Vielleicht kann sich Posselt im Europa-Parlament für ein dringliches Anliegen von Voß einsetzen: die »Neuevangelisierung« des gottlosen Kontinents. Dieses von Papst Johannes Paul II. ersonnene Vorhaben sei notwendig, um »die Wiedergenesung Europas aus seiner geistigen Immunschwäche« zu gewährleisten. Gelinge die »Neuevangelisierung« nicht, »dann werden die gottverlassenen Länder Europas in einer von Asien und dem Islam dominierten Welt … in absehbarer Zeit zu einem musealen Erinnerungspark einer untergegangenen Kultur, die im Konsumrausch ihre Seele verloren hat«, fürchtet Voß.