Über El Baradei und seine »gesamtarabische Allianz« gegen Israel

Hoffnungsträger gegen Israel

Der Friedensnobelpreisträger und ägyptische Präsidentschaftskandidat Mohammed El Baradei will eine »gesamtarabische ­Allianz« gegen Israel schmieden. Das dürfte nicht zuletzt bei der Muslimbruderschaft auf Zustimmung stoßen.

Dass der Aufstand gegen Hosni Mubarak bei vielen Israelis nicht nur Sympathien hervorrief, sondern auch einige Sorgen um den seit 1979 bestehenden Friedensvertrag, wurde weltweit vielfach mit Kopfschütteln quittiert. Dabei waren und sind diese Sorgen keineswegs unbegründet, wie die jüngsten Entwicklungen zeigen. Amr Moussa beispielsweise, Generalsekretär der Arabischen Liga und aussichtsreichster Kandidat bei den kommenden ägyptischen Präsidentschaftswahlen, forderte unlängst von der Uno die Einrichtung einer Flugverbotszone über den palästinensischen Gebieten, ähnlich der in Libyen. Damit soll der israelischen Luftwaffe das Überfliegen des Gebiets untersagt werden – wodurch die Hamas ihren derzeitigen Raketenterror ungehindert fortsetzen könnte. Erst kürzlich war ein israelischer Schulbus von einer Rakete aus dem Gaza-Streifen getroffen worden.
Da wollte Moussas Konkurrent Mohammed El Baradei offenbar nicht nachstehen: In einem Interview mit der Tageszeitung al-Watan kündigte der frühere Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) »eine Reihe von schicksalhaften innen- und außenpolitischen Entscheidungen« an. Zu letzteren gehöre es, den Grenzübergang Rafah zwischen Gaza und Ägypten uneingeschränkt zu öffnen und sich im Falle einer »zionistischen Aggression« einzumischen, nämlich »an der Seite der Palästinenser«. Als ägyptischer Präsident werde er eine »gesamtarabische Allianz« schmieden, um gemeinsam gegen Israel vorzugehen, das »palästinensische Erde »kontrolliere«, versprach der im Westen als »Hoffnungsträger« geschätzte Friedensnobelpreis- und Bundesverdienstkreuzträger.
Vor allem die Muslimbruderschaft wird diese Worte mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Ohnehin lässt El Baradei keine Gelegenheit aus, sich den Islamisten anzudienen, die er bereits Ende Januar in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender ABC in Schutz genommen hatte: »Es ist völliger Blödsinn, die Muslimbrüder als religiöse Konservative zu bezeichnen. Sie wenden keine Gewalt an und sind auch ansonsten in keinerlei Hinsicht extremistisch.« Man könne sie vielmehr »mit den Evan­gelikalen in den USA oder den orthodoxen Juden in Jerusalem« vergleichen. Die Umworbenen bedankten sich für diese Reinwaschung, indem sie El Baradei jegliche Unterstützung bei möglichen Verhandlungen mit Mubaraks Regime zusicherten.
Ende voriger Woche konnte man erneut beobachten, welche Agenda die Muslimbruderschaft verfolgt. In Kairo zogen am Freitag rund 1 000 Menschen, darunter viele Muslimbrüder, vor die Botschaft des Staates Israel, verbrannten dort israelische Fahnen und riefen antisemitische Pa­rolen. Zudem verteilten sie Propagandaschriften, in denen zu einer »dritten Intifada« am Jahrestag der israelischen Staatsgründung aufgerufen wird. Dem Vernehmen nach war Mohammed El Baradei zwar nicht unter den Demonstranten. Doch grundsätzliche Erwägungen können es nicht gewesen sein, die ihn von der Teilnahme an dieser israelfeindlichen Kundgebung abhielten. Schließlich hatte er sein Einverständnis vorher hinreichend deutlich gemacht.