Macht Geld!

Der letzte linke Student ist verzweifelt. Warum ist der letzte linke Student verzweifelt? Der letzte linke Student ist verzweifelt, denn ihm fehlt das Geld. Was für ein Geld fehlt ihm? Fehlt ihm das Geld, um die Miete zu bezahlen? Fehlt ihm das Geld, um das Brot zu kaufen? Fehlt ihm das Geld, um den geliebten Pfefferaufstrich zu kaufen? Fehlt ihm vielleicht das Geld, um eine Kuscheldecke zu kaufen? Nein, dem letzten linken Studenten fehlt das Geld für die Karriere.
Der letzte linke Student möchte nämlich Karriere machen. Er möchte: die Welt verändern. Die Veränderung der Welt: geht aber nur von oben. Von ziemlich weit oben? Nein, nur von ganz oben. Um nach ganz oben zu gelangen: braucht man Geld. Oder: ein BWL-Studium. Aber: ein BWL Studium ist nicht gut. Geld: non olet. BWL-Studium: olet. Also braucht der letzte linke Student Geld, um nach oben zu gelangen. Nach ganz oben! Was aber will der letzte linke Student ganz oben? Der letzte linke Student will ein roter Hugenberg werden. Er will: ein Medienimperium. Denn: »Wenn wir die Macht über die Medien erlangen, erlangen wir die Macht über die Köpfe. Wenn wir die Köpfe ­haben, haben wir sicher bald den Aufstand. Die Masse will ja den Aufstand machen, nur muss sie wissen, dass sie das will. Und das können wir ihr mit unserer Medienmacht klar machen.« So steht es im besonderen Notizbuch. Und es kommt sicher auf den Punkt!
Das aber heißt: der letzte linke Student muss nun Geld verdienen. Geld: für den Aufstieg. Geld: für die Medienmacht. Geld schließlich: für die Revolution. Und das: muss er sauer verdienen. Daher beginnt der letzte linke Student heute Abend zu kellnern. Und auch wir müssen heute bedauern, dass es keinen Parvus mehr gibt, der uns vor der Arbeit rettet.