Germanrevolution

Dass neben Leute Kennenlernen, Spaß Haben und mit Freunden in Kontakt Bleiben auch blindwütige Hysterie zu den Hauptmerkmalen von Social Media wie Twitter und Facebook gehört, wird leider viel zu selten erwähnt. Ein schönes Beispiel für Massenaufgeregtheit ereignete sich am letzten Donnerstag, als das Hashtag #germanrevolution mehrere Stunden lang als sogenanntes trending topic, also als das meistdiskutierte Stichwort bei Twitter, ausgewiesen wurde.
Revolution? In Deutschland? Naja, streng genommen handelte es sich bloß um eine Solidaritätsbekundung für die Demonstrierenden in Spanien. Aber wenn der Deutsche etwas macht, dann macht er es gründlich, und so wurde auf Blogs und in Netzwerken zum Revolutionieren am Brandenburger Tor geladen. Dort standen am Ende rund 100 Leute herum, während bei Twitter und Co. von der #germanrevolution geschwärmt wurde, die dafür sorgen werde, dass hierzulande alles besser wird. Was genau, wusste zwar niemand so recht, aber sicherheitshalber war man schon nach zehn Minuten Revolution sehr empört, dass das Ganze nicht von den Medien zur Kenntnis genommen wurde, was natürlich irgendwie mit der Unterdrückung durch die Mächtigen zusammenhängen musste. Eine ernste Situation, weswegen man auch mit viel Emphase den von der Gruppe Anonymous herausgegebenen Leitfaden für Bürger in Revolutionsgebieten verbreitete, in dem einfache Anleitungen gegeben werden, wie man zu Hause sicher, satt und unbeschadet Umstürze überlebt. Oder alternativ: Was man bei der Flucht mit dem Auto beachten sollte.
Nach einer Weile kam dann allerdings Fußball im Fernsehen, und deswegen war’s dann auch schon wieder vorbei mit der teutonischen Revolution. Und statt den Regierenden bekam bloß der Schiri den geballten Volkszorn zu spüren, jedenfalls den der Bochum-Fans.