Spiel ruhig mit dem Essen

Beim Betreten des Hangars im Berliner Flughafen Tempelhof fällt der Blick auf einen fleißigen Roboter. Während man den Gesichtern der Besucher und Aussteller des DMY-Design-Festivals ansieht, dass ihnen die hohe Temperatur in den Hallen zu schaffen macht, ist der Roboter gänzlich unbeeindruckt damit beschäftigt, aus zerschredderten Kühlschränken Stühle zu basteln. Unermüdlich frisst er Schnur um Schnur einer Kunststoffstrippe, die aus alten Kühlschränken hergestellt wurde. Dirk van der Kooij, der dieses Wunderwerk auf Grundlage der Technik des 3D-Druckens entwickelte, wurde dafür mit einem der Preise belohnt, die auf dem Festival verliehen werden. Die Auszeichnung dürfte der Designer aus Eindhoven nicht nur seiner spektakulären Recycling-Idee zu verdanken haben, sondern auch der Tatsache, dass die Arbeit mit Kühlschränken den perfekten Einstieg in die Choreographie des Festivals liefert. Zwischen Sesseln, Regalen und Schreibtischen begegnet man immer wieder Ausstellern, die mit Schokolade, Obst, Gemüse und Tieren experimentierten. Ein Chemiker stellt aus Himbeersaft Solarzellen her, eine Designerin aus Amsterdam präsentiert Vasen, die mit Ornamenten von Würmern und Schlangen verziert sind. Designerinnen aus Portugal zeigen den Besuchern, dass man aus Blumenkohl, Salatblättern und Austernpilzen formschöne Schalen herstellen kann. Angesichts der in Deutschland grassierenden Ehec-Epidemie entwickelten sich an diesem Stand des Festivals interessante Gespräche über die alternative Nutzung von Gemüse, das zu essen man sich nicht traut. Auch beim Aussteller nebenan geht es um Lebensmittel beziehungsweise um deren Imitation. Tönerne Würste schlängeln sich um einen Stand, wenige Meter entfernt zeigen Designstudenten aus der Schweiz Teelichter, die aussehen wie Teebeutel. Die Kunsthochschule Weißensee nutzt ihre Imitate zum ironischen Verweis auf Plagiats­affären. »Ich habe kopiert«, ist über den Arbeiten der Studenten zu lesen.