Eine rassistische Fotokampagne der »Jungen Polizei«

Stereotypisch Polizei

Der Bremer Polizeinachwuchs wollte mit einer Fotokampagne auf die angeblich verfehlte Personalpolitik aufmerksam machen. Herausgekommen ist ein kleiner Skandal.

Die »Junge Polizei« ist die offizielle Nachwuchsorganisation der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Für gewöhnlich macht sie durch »Blaulicht-Partys« auf sich aufmerksam (»Bis 21 Uhr bekommt jede Gruppe bestehend aus min. 5 Mädels eine Flasche Sekt gratis«). Kürzlich versuchte sich die Junge Polizei Bremen zur Abwechslung an einer Fotokampagne, die auf ihrer Homepage zu finden war.

Eine Abbildung zeigte einen Polizisten, auf dessen Hemd neben dem Namen und der Anschrift auch Schuhgröße, Blutgruppe und Bankverbindung geschrieben standen. Mit der Darstellung wollten die jungen Polizisten offensichtlich gegen die Forderung nach einer Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte protestieren, bei der es jedoch niemals um die Preisgabe der Schuhgröße ging. Auf einem anderen Foto war ein Mann mit wirrem Haar, Holzfällerhemd, einer dicken Sonnenbrille und einem Stofftier in der Hand zu ­sehen, der sich einem Kinderspielplatz nähert. Doch wackere Jungpolizisten halten die Person, die einen typischen Sexualstraftäter darstellen soll, davon ab. Das sah eher aus wie Satire, aber die Kampagne war ernst gemeint. Eines der Bilder sorgte sogar für einen kleinen Skandal, nachdem der Rechtsanwalt Udo Vetter es auf seinem »Lawblog« veröffentlicht hatte.
Das Foto zeigte eine Szene auf einem Bahnsteig: Der bereits erwähnte Sexualstraftäter sitzt – immer noch mit dem Stofftier in der Hand – auf einer Bank und nähert sich einem jungen Mädchen. Zugleich weist ein Passant anwesende Polizisten mit den Worten »Dort! Ein Terrorist! Schnell!« auf einen bärtigen, mit einem Turban bekleideten Mann im Kaftan hin, der einen Sprengstoffgürtel trägt. Auf die Warnung des besorgten Bürgers antworten die Polizisten: »Das dauert, wir haben keine Kräfte frei.« Dazu war auf dem Foto zu lesen: »Die Junge Polizei fordert: Nachhaltige Erhöhung der Einstellungszahlen!«
Das Foto machte im Internet die Runde. Am Samstag äußerte sich Rainer Wendt, der Vorsitzende der DPolG, in der Süddeutschen Zeitung dann recht deutlich: »Schreiben Sie, dass ich stinksauer bin. Ich habe das Plakat abgelehnt, weil man ein solches Thema nicht mit derart primitiven Kriterien gestalten kann. Hier wird eine Glaubensrichtung mit Terrorismus gleich­gesetzt.«
Bereits am Freitag waren die Fotos auf den Internetseiten der DPolG Bremen und der Jungen Polizei Bremen gelöscht worden. Mittlerweile hat die Gewerkschaft eine Stellungnahme veröffentlicht. Man habe festgestellt, dass die Bilder der Jungen Polizei »für Diskussionsstoff« in Foren und auf Blogs gesorgt hätten. »Wir begrüßen ausdrücklich, dass diese Diskussion stattfindet«, bekennt die Gewerkschaft. »Aufgrund eines besonders stark kritisierten Fotos, auf dem eine Person abgebildet ist, die das Stereotyp des islamistischen Terroristen darstellt«, habe man die Bilder aber entfernt. Denn: »Was wir nicht wollen, ist eine uns nun nachgesagte Nähe zu ausländerfeindlichen Gruppierungen«. In dicken Lettern und mit drei Ausrufezeichen distanziert sich die Gewerkschaft »ausdrücklich von jeder Form von Rassismus«.

Auch André Gudel, Landesjugendleiter der DPolG Bremen, ist um Erklärungen bemüht. In einer Stellungnahme gegenüber der Jungle World schreibt er, »stereotypische Darstellungen« ließen sich »bei Fotokampagnen nicht immer verhindern, jedoch haben wir sie falsch angefasst«. Die Kampagne habe »ihren Zweck verfehlt«, über die falsche Personalpolitik aufzuklären. »Von den rassistischen Anschuldigungen ­distanzieren wir uns deutlich.« Schließlich setze sich die Gewerkschaft seit Jahren dafür ein, dass« Mitbürger mit Migrationshintergrund in der Polizei eingestellt werden«. Vielleicht sollte sich die Junge Polizei in Zukunft einfach darauf konzentrieren, gewinnbringende »Blaulicht-Partys« zu veranstalten. Dann können sich die Jungpolizisten unter Umständen sogar irgendwann einen professionellen PR-Berater leisten.