Die Reaktion

Würden noch Briefe verschickt, hätte es sicher doppelt Porto gebraucht. Wir bekamen fette E-Post von der Krisengruppe Frankfurt/M: »Dass sich ›mit mutwilligem Blödsinn hierzulande Politik machen lässt‹, wissen wir nicht erst seit der Mobilisierung gegen Stuttgart 21. Allerdings stört uns an diesem oder ähnlichem Engagement zuallerletzt, dass Menschen sich in politische Entscheidungen einmischen, von denen sie sich direkt betroffen sehen. Welche Gefahr konkret von basisdemokratischen Ansätzen ausgeht, bleibt im Artikel ›Ein Picknick im Grünen‹ (25/2011) konsequent nebulös. Allein dass der Autor institutionalisierten ExpertInnen, und so einem scheinbar neutralen, fürsorglichen Staat, mehr zutraut als ungefragt großmäuligen, ›sich betroffen wähnenden Bürgern‹, wird gleich zu Anfang klargestellt. Der Bericht wirft den Netzwerken ›Wem gehört die Stadt?‹ in Frankfurt/M. oder dem Vernetzungstreffen von ›Recht auf Stadt‹ München vor allem vor, bornierten Regionalismus zu befördern oder Schollenmentalität an den Tag zu legen. Diese scheint sich darin auszudrücken, dass sich Linksradikale über ihre Szene hinaus mit Bürgerinitiativen vernetzen, die sich z.B. für den Erhalt eines Kiosks einsetzen, an dem Leute, die sich den Wein zum Drei-Gänge-Menü nicht leisten können, rumlungern und Bier trinken. Besonders widersinnig wird das Genörgel, wenn nebenbei Bürgerinitiativen pauschal mit Bürgerwehr-Begeisterten gleichgesetzt werden und gleichzeitig dem Aktionstag in Frankfurt ein Mangel an Militanz vorgeworfen wird. Die Möglichkeit, ernst zu nehmende Kritik an den neu entstehenden Netzwerken zu üben, wird hier offenbar dem Bestreben geopfert, sie vorzuführen, ohne so recht einen Angriffspunkt gefunden zu haben. Die inhaltliche Auseinandersetzung, wie sie zum Beispiel in der Netzwerkzeitung oder auf der Website von ›Wem gehört die Stadt?‹ zu finden ist, wird einfach komplett ignoriert. Richtig ist, und dessen sind wir uns durchaus bewusst, dass die Positionierung gegen Exklusionsmechanismen, die sich in den Städten konkretisieren, den Kapitalismus nicht zu Boden ringen wird.«