Stehenbleiben und weiterkommen

Einige Autoren der FAZ sind trotz des Sommerlochs wie elektrisiert. Der Grund dafür ist Erwin Teufel. Der ehemalige CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg hat kürzlich eine Rede gehalten, vor der Seniorenunion in Berlin. Der 72jährige beklagte die miserable Lage der CDU, hatte aber auch ein Rezept gegen die Krise parat: Die CDU müsse sich auf die christliche Religion und konservative Werte besinnen, dann klappe es auch wieder mit den Stammwählern. An »den Hauptnerv der Union« habe Teufel gerührt, befand Volker Zastrow in der FAZ. Kritik an Teufel, sinngemäß etwa die, dass ein nicht mehr allzu wichtiger Politiker im Sommerloch den Besserwisser gebe, quittierte Zastrow eindeutig: »Was soll der Mist?« Schließlich habe Teufel »Wahrheiten« ausgesprochen und auch den »Rechtsbruch« angeprangert, den die Regierung mit dem Beschluss des sogenannten Atomausstiegs begangen habe. Der Politiker sei »der Mann der Stunde«, pflichtete Gerhard Stadelmeier in der Zeitung bei, offenbar derart euphorisiert, dass er Teufel einen in holpriger Anbetungspoesie verfassten Artikel widmete. »Der Konservative, der aus der Zeit fiel, fällt gerade jetzt wieder in sie hinein. Und trifft sie in ihr unruhiges Herz«, schrieb Stadelmeier. Oder auch: »Ein Land redet aufatmend über die Rede eines Konservativen. Aktive Unruhe-Politiker werden unruhig in ihrer Unruhe.« Auch ein Porträt des 72jährigen lieferte die Zeitung, in dem er als bescheidener Schwabe gelobt wird, der als Ministerpräsident mit dem Zug ins Büro fuhr, um 18 Stunden am Tag zu rackern. Dass die CDU dank Teufels Ermahnungen aus der Misere findet, ist aber trotz der Begeisterung der FAZ-Schreiber zu bezweifeln. Teufels Lebensprinzip lässt sich der Zeitung zufolge am besten mit dem Satz beschreiben: »Nur wer stehen bleibt, kommt weiter.« Das ist aber kein Erfolgsrezept, sondern einfach nur grober Unfug.