Preise für die Putztruppe

Wenn die Männer einen Staat ruiniert haben, sollen die Frauen beim Aufräumen helfen. So lässt sich die Begründung für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Ellen Johnson Sirleaf, Leymah Gbowee und Tawakkul Karman zusammenfassen. Die drei Frauen werden ausgezeichnet für »ihren gewaltlosen Kampf für die Sicherheit von Frauen und für das Recht der Frauen auf Teilnahme an der Arbeit, Frieden zu schaffen«, erläutert das Nobel-Komitee. Die Behauptung, dass mit Sirleaf, Gbowee und Karman »Frauenrechtlerinnen« ausgewählt wurden, ist daher nicht ganz zutreffend. Das schmälert die Leistung der drei Frauen nicht. Die Liberianerinnen Sirleaf und Gbowee haben maßgeblich zum Ende des Bürgerkriegs beigetragen. Die Ökonomin Sirleaf kandidierte gegen der Warlord und Kriegsverbrecher Charles Taylor und gewann beim zweiten Versuch, als Präsidentin hat sie unter anderem eines der liberalsten Mediengesetze Afrikas eingeführt. Gbowee organisierte eine interkonfessionelle Friedensbewegung. Wie Sirleaf trug sie dazu bei, in Liberia elementare Menschenrechte durchzusetzen, doch erschöpft sich der Kampf um Frauenrechte nicht darin, Mord und Vergewaltigung zu verhindern.
Der Friedensnobelpreis wird nicht für Verdienste um die Emanzipation vergeben, und nicht nur das Nobel-Komitee beurteilt Frauen nach ihrem Nutzwert für eine weiterhin patriarchale Gesellschaft. Besonders fragwürdig ist jedoch die Tawakkul Karman betreffende Begründung. Auch ihr sollte man den Preis nicht missgönnen, die Jemenitin kämpfte bereits Jahre vor dem Beginn des »arabischen Frühlings« gegen die Autokratie Ali Abdullah Salehs, wurde bedroht, inhaftiert und fast Opfer ­eines Attentats. Sie gehört der islamistischen Islah-Partei an, stritt sich aber mehrfach mit deren Führern, unter anderem weil diese ein Gesetz zur Heraufsetzung des Heiratsalters für Mädchen ablehnten. Sie trägt zum Entsetzen vieler Jemeniten nur ein Kopftuch statt des Niqab und kann als Beispiel dafür gelten, dass auch Konservative einen Beitrag zur Demokratisierung leisten können. Für ihre Partei, die Verbindungen zu Jihadisten unterhält, gilt das nicht. Explizit möchte Thorbjørn Jagland, der Vorsitzende des Nobel-Komitees, die Auszeichnung jedoch als Hinweis darauf verstanden wissen, dass »solche Bewegungen« wie die Islah keine »Bedrohung für die Demokratie«, sondern »ein wichtiger Teil der Lösung« seien. An sich gehört es nicht zu den Aufgaben des Nobel-Komitees, die Sharia zu fördern. Jemenitische Säkularisten hoffen jedoch, dass die Weltöffentlichkeit eine andere Botschaft vernimmt. Karman sei eine »umstrittene Person«, sagt Atiaf al-Wazir, ein Aktivist der Jugendbewegung. Dennoch seien alle glücklich über die Preisverleihung, denn sie werde als Zeichen gewertet, dass »die Welt unsere friedliche Protestbewegung unterstützt«.