»Wie jeder andere auch«

Vermutlich Mitte September starb der 37jährige Flüchtling Michael Kelly im Flüchtlingslager Gerstungen in Westthüringen. Seine Leiche wurde erst einige Tage später gefunden. Für The Voice Refugee Forum Jena, das sich bereits seit 17 Jahren für die Rechte von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Deutschland einsetzt, zeigt dieser Vorfall wieder einmal, wie wichtig die Schließung der »Isolationslager« ist. Am 22. Oktober veranstaltet die Organisation zusammen mit dem Bündnis »Break Isolation!« eine Kundgebung und Demonstration in Erfurt. Die Hintergründe erklärt Miloud L. Cherif von The Voice.

Wofür geht ihr am Samstag auf die Straße?
Wir fordern, dass alle Flüchtlingslager geschlossen werden und dass Flüchtlinge, bzw. Asylbewerber, in normalen Wohnungen leben, so wie jeder andere auch. Des Weiteren fordern wir die Abschaffung der Residenzpflicht, so dass Asylbewerber das Recht und die Freiheit haben, sich überall in Deutschland zu bewegen.
Zudem muss das Gutschein-System für Flüchtlinge abgeschafft werden. Wir wollen, dass Flüchtlinge und Asylbewerber das Recht haben, Bargeld zu besitzen, so wie die anderen, und nicht mit Gutscheinen abgespeist werden.
Habt ihr noch weitere Kritikpunkte an der Asylpolitik der BRD?
Das größte Problem ist, dass Asylbewerber von der Gesellschaft isoliert werden. Wir möchten diese Isolation zerschlagen.
Die Asylpolitik in Deutschland ist eine Katastrophe. Das sieht man, wenn man das deutsche Asylsystem mit dem anderer europäischer Länder vergleicht. Es gibt wirklich viel zu ändern. Alles wird damit gerechtfertigt, dass es sich um Gesetze handle. Doch von was für Gesetzen reden wir hier? Von rassistischen Gesetzen! Können wir rassistische Gesetze akzeptieren? Ich denke nicht. Gesetze sind dazu da, Menschen zu helfen und sie zu schützen, doch diese Gesetze zerstören uns.
Hattet ihr schon Erfolg?
Das Voice Refugee Forum agiert hauptsächlich in Thüringen, und hier wurden auch schon einige Flüchtlingslager geschlossen. Doch unser Ziel ist es natürlich, alle Lager dieser Art zu schließen, und dafür brauchen wir die Hilfe und den Druck der Gesellschaft, die sich unserem Kampf anschließt.
Ihr setzt also auf die Öffentlichkeit?
Ja, ich denke, das ist der einzige Weg. Uns interessiert nicht, was der Bundestag sagt. Aber es ist uns wichtig, unsere Stimme durch die Medien an die Öffentlichkeit zu tragen. Denn wenn wir von der Bevölkerung unterstützt werden, dann muss die Regierung uns zuhören.