Auf Raubzug mit Pali-Dieter

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Karnevalsumzüge sind meist schrecklich. Je politischer sie sind, desto schrecklicher. Bislang blieb man im Dezember von den Narren verschont. Doch vergangene Woche hat sich ein kleines Häuflein aufgemacht, mit einem orangefarbenen Strich in Augenhöhe und einer Banane in der Hand durch die Freiburger Innenstadt zu ziehen. Man muss es dem offiziellen Karneval zumindest lassen, dass dort die Kostüme nicht auf Flugblättern erklärt werden müssen. Bei der indianisch anmutenden Verkleidung war das anders. Sie sollte die Teilnehmer als Bankräuber kennzeichnen, die Gesichtsbemalung sollte an die Panzerknacker erinnern und mit der Banane wollten die Narren ihr »eigenes Geld« von der Bank »klauen«. Vor der Deutschen Bank wurde die Bande zunächst von Polizisten aufgehalten, dann allerdings zum Fotoshooting in die Eingangshalle gebeten. Auf die knapp 20 Umzugsteilnehmer von »Occupy Freiburg« kamen immerhin ein Fernsehteam und mindestens vier Fotografen. »Brecht die Macht der Banken und Konzerne!« riefen sie mit gezückten Bananen. Man muss nicht polemisch werden, um dabei an die »Brechung der Zinsknechtschaft« zu denken. Bemerkenswert an dem Umzug war vor allem, wer da so angerückt war: vorne dabei die lokalen Chefagitatoren der Linkspartei, die im September schon bei einer Konferenz des »Cafe Palestine« Gilad Atzmon gelauscht hatten. Dass dieser ­Israel »als nichts anderes als einen gigantischen Geldwäschehafen für jüdische Oligarchen« bezeichnet und eine »Dejudifzierung« ­Israels fordert, nahmen die Agitatoren freilich nicht zum Anlass für Protest. Dass jedoch ihre thüringische Parteikollegin Katharina König auf einer Gegenkundgebung sprach, brachte ihr die »kritisch-solidarische« Nachfrage ein, wieso sie gegen ihre Bündnispartner demonstriere. Für den Umzug hatte sich auch ein Stammgast des »Cafe Palestine« freigenommen, der sich »Pali-Dieter« nennt. Sonst verbringt er seine Zeit damit, Aufrufe zum Boykott israelischer Waren vor Bioläden zu verteilen.