Björn Höcke durfte sich bei einer Fernsehdebatte als respektabler Politiker präsentieren

Ein Faschist live im Fernsehen

In Thüringen führt der Faschist Björn Höcke die AfD an, in Umfragen ist sie seit langem stärkste Kraft. Bei der Fernsehdebatte mit dem CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt konnte Höcke sich als normaler Politiker präsentieren.

Bei den Anhängern der »Alternative für Deutschland« (AfD) war die Vorfreude so groß, als stünde ein bedeutendes Sportevent bevor. In Cottbus traf man sich zum Public Viewing, der Thüringer Landesverband kündigte eine »Live-Expertenrunde« an und der partei­nahe Deutschland-Kurier erwartete das »vielleicht spannendste TV-Duell des Jahres«.

Gemeint war die Fernsehdebatte zwischen Björn Höcke und dem thüringischen CDU-Vorsitzenden Mario Voigt am Donnerstag vergangener Woche. Im Januar waren die beiden Politiker auf der Plattform X aneinandergeraten, Höcke forderte Voigt schließlich zu einer Diskussion über den Europabegriff heraus. Drei Monate später standen sich beide im Studio des Nachrichtensenders Welt TV zur besten Sendezeit gegenüber.

Höcke muss sich derzeit vor Gericht verantworten, weil er in seinen Reden die SA-Losung »Alles für Deutschland!« verwendet haben soll. Die Fernsehdebatte war von vornherein kritisiert worden. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder warnte vor der Gefahr einer »weiteren Etablierung der AfD«, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) teilte mit, er würde niemals an einer Debatte mit Höcke teilnehmen, und die thüringische SPD rief dazu auf, einfach nicht einzuschalten.

Höcke hat als Ziel für die Landtags­wahl »33 Prozent plus x« vorgegeben. Dann hätte die AfD eine Sperr­minorität und könnte die Wahl bestimmter Abgeordneter in den Richterwahlausschuss verhindern.

Auch das gewählte Datum sorgte für Empörung. Am gleichen Tag vor 79 Jahren befreiten US-amerikanische Truppen die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora bezeichnete das als »maximal unglücklich«. Überhaupt sei es eine »schlechte Idee«, Höcke »ein Podium für seine Themen und Verharm­losungen zu bieten«.

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