Portias Party

»Sista P« back in da house! Mit Tausenden in orangefarbenen T-Shirts gekleideten Fans feierte die Jamaikanerin am Freitag vergangener Woche in Kingston ihr Comeback. Die Menge sang Refrains mit und jubelte nach Ansprachen. Bei der Veranstaltung ging es allerdings nicht darum, den Neubeginn einer Reggae-Karriere von »Sista P« zu promoten. Gewürdigt wurde ihre erneute Wahl zur Premierministerin. Mit bürgerlichem Namen heißt die 66jährige Portia Simpson-Miller. Als erste Frau Jamaikas wurde sie 2006 als Nachfolgerin ihres in den Ruhestand gegangenen Parteikollegen Percival James Patterson zur Premierministerin nominiert. Nach einer knappen Wahlniederlage ihrer Partei, der People’s National Party (PNP), bei der Wahl 2007 gegen die einzige Konkurrentin, die Jamaican Labour Party (JLP), musste Simpson-Miller ihren Posten jedoch bald wieder abgeben.
Doch die vorgezogenen Parlamentswahlen am Donnerstag vergangener Woche konnte die PNP unerwartet deutlich gewinnen. 41 der 63 Parlamentssitze gehen an die sozialdemokratische PNP, der Rest an die wirtschaftsliberal-konservative JLP. Deren Politik hatte anscheinend nicht genug zur wirtschaftlichen Krisenbewältigung beigetragen. Die Staatsschulden betragen 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Arbeitslosenquote ist seit 2007 wieder gestiegen und erreichte im Jahr 2010 fast 13 Prozent. Für die neue Premierministerin gibt es neben der Verbrechensbekämpfung, ebenfalls eine der Hauptsorgen der jamaikanischen Bevölkerung, daher viele Herausforderungen. Doch sie sei »eine schwarze Frau und stark«, gab sie bei einer Wahlkampfveranstaltung etwaigen Kritikerinnen und Kritikern zu bedenken.
Simpson-Miller, die in einem Slum der Hauptstadt Kingston aufwuchs, hat es zumindest geschafft, selbst der Armut zu entfliehen. Unter anderem erwarb sie Abschlüsse in öffentlicher Verwaltung, EDV und Public Relations. Seit 1978 war sie stellvertretende Vorsitzende der PNP, später Parteivorsitzende, und hatte bereits verschiedene Kabinettsposten inne, vor allem als Ministerin für Arbeit, Wohlfahrt und Sport. Außerdem setzt sie sich für die Förderung von Frauen ein. Als neue Premierministerin möchte sie mit allen Sektoren der Gesellschaft, auch der Privatwirtschaft und der »Zivilgesellschaft«, zusammenarbeiten. Falls es so doch nicht mit der Rettung Jamaikas klappt, wäre bei dem Namen eine Karriere als Popstar ja immer noch drin.