Das neue Jahr ist noch keine drei Wochen alt, schon steht fest: Mitglied Nummer 51 957 wird auch in 2012 nicht in Ruhe gelassen. »Ich hoffe, Sie hatten schöne Weihnachtstage!« beginnt beispielsweise eine Mail von »Anja Weber, Customer Care Center«, um gleich darauf zum Wesentlichen zu kommen: »Diese Woche ist es wichtig das (sic) Sie Ihre Krankenversicherung überprüfen.« Ende 2011 hatten Anja und ihre Kumpels schon mit ähnlichen Mails genervt, aber damals versprachen sie immerhin sinngemäß, dass damit im neuen Jahr Schluss sein werde: wegen der Kündigungsfristen für Versicherungen.
Nun aber zeigt sich: Der Spam ist keineswegs endlich, sondern wuchert auch in diesem Jahr fröhlich weiter. Zum Beispiel mit Anjas Kollegin Hanna Reinhard, die ebenfalls im Customer Care Center arbeitet. Dass die beiden sich offenkundig nicht leiden können (wie anders ist es zu erklären, dass Hanna sehr wohl weiß, wann man »dass« und wann man »das« schreibt, aber nicht daran denkt, es Anja auch beizubringen), ist selbstverständlich traurig, aber so etwas kommt im Arbeitsleben halt manchmal vor.
Andererseits scheint es im Customer Care Center zu Massenentlassungen gekommen zu sein. Wo noch vor wenigen Wochen etwa 15 verschiedene Personen zum »Krankenkassenwechsel, sofort« aufriefen, sind nun nur noch Anja und Hanna übrig. Halt, da ist ja noch der Jürgen, der zwar nicht mit den beiden zusammenarbeitet, aber dafür ebenfalls ums Wohlergehen von Mitglied 51 957 besorgt ist: »Ihre 150,00 Euro können heute überwiesen werden. Bitte besuchen Sie meine Seite, um alles zu veranlassen.« Was eine Erklärung für den Personalschwund im Customer Care sein könnte: Das, was Anja und Hanna mühsam mittels vieler, vieler Mails einnahmen, wurde von Jürgen umgehend wild an die Mitglieder verteilt. Der Mann sollte schleunigst gefeuert werden.
